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Holger Magel feiert 80. Geburtstag
ARGE gratulierte im Rahmen eines Ehrenkolloquiums in München
Einer der „Gründerväter“ der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, der bayerische Geodät Holger Magel, feierte dieser Tage seinen 80. Geburtstag – und das im Rahmen eines festlichen Ehrenkolloquiums in München unter dem Titel „Das Land hat Zukunft. Hat das Land Zukunft?“, zu dem Magel ausgewählte Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter seines beruflichen Lebens geladen hatte. Ein Berufsleben, mit dem man locker zwei oder drei Leben füllen könnte, wie es eine der FestrednerInnen, die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, formulierte.
Über Jahrzehnte war Holger Magel Vordenker vieler wichtiger Entwicklungen für den ländlichen Raum. Er hat nicht nur den Übergang der früher rein agrarisch orientierten Flurbereinigungsverwaltung hin zu einer umfassenden Landentwicklungsverwaltung in Bayern begleitet und gestaltet, er war unter anderem auch Initiator des 1981 auf den Weg gebrachten Bayerischen Dorferneuerungsprogrammes. Von Anfang an hat er dabei die Dorferneuerung nie nur als bauliches Konzept gedacht, sondern die Bürgerbeteiligung, die Dorfphilosophie und die Leitbildarbeit als elementare Bausteine angesehen und eingefordert. Dieser ganzheitliche Ansatz für eine dörfliche, kommunale und regionale Entwicklung ist es auch, der ihn mit Vordenkerinnen und Vordenkern anderer europäischer Regionen verband. Und so regte er vor 35 Jahren gemeinsam mit dem damaligen niederösterreichischen Landesrat Erwin Pröll sowie Dorferneuerungspionieren aus mehreren österreichischen und deutschen Ländern die Gründung einer Plattform zum grenzüberschreitenden Erfahrungsaustausch und Know how-Transfer an, womit die Geburtsstunde der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung geschlagen hatte.
Magel, der unter anderem auch eine Professur an der TU München innehatte und zu dessen Forschungsspektrum Theorien, Methoden und Prozesse der zukunftsfähigen Dorferneuerung, der partizipativen Landschaftsplanung, Kommunalentwicklung und Landnutzungsplanung sowie vor allem im internationalen Kontext Theorien und Konzepte des nachhaltigen Land-Managements zählten, war bis vor kurzem auch Präsident und ist nun Ehrenpräsident der angesehenen Bayerischen Akademie Ländlicher Raum. Eine seiner besonders herausragenden Leistungen für die ländlichen Räume Europas ist die Entwicklung des Modells der „Räumlichen Gerechtigkeit“, das die Notwendigkeit zwar nicht gleichartiger, aber gleichwertiger Bedingungen für Stadt und Land postuliert.
Wir gratulieren Holger Magel auch an dieser Stelle noch einmal herzlich zum 80. Geburtstag und zu seiner Lebensleistung.
Innovative und inspirierende Projekte im Fokus
Eine große Fülle an bemerkenswerten Leitprojekten aus 21 europäischen Dörfern und Gemeinden wurden zum 18. Europäischen Dorferneuerungswettbewerb eingereicht. Eine gewaltige Herausforderung für die Wettbewerbsjury, die vom 20. bis 22. März 2024 im schweizerischen Lichtensteig zu ihrer ersten Bewertungssitzung zusammentraf. Erste Erkenntnisse sind gewonnen, manche Fragen haben sich gestellt und die Vorfreude auf die Vor-Ort-Besichtigung der Teilnehmerorte in kleinen Jurygruppen, die zwischen Ende April und Mitte Juni stattfinden werden, ist groß.
Auch wenn es noch einiges zu überprüfen, vergleichen und bewerten gibt und die Preisträger erst Anfang Juli des Jahres feststehen werden, so ist jetzt schon unübersehbar: Der Europäische Dorferneuerungspreis 2024 ist eine reiche Fundgrube für innovative, inspirierende und nachahmenswerte Projekte, die Lust auf eine Zukunft in ländlichen Gemeinschaften machen.
Preisverleihung der Europäischen Dorferneuerungspreise 2022 – 12. Mai 2023
Für alle, die die Preisverleihung zum Europäischen Dorferneuerungspreis 2022 am 12. Mai 2023 im Hofheimer Land, Bayern, (noch einmal) sehen möchten: https://youtube.com/@argelandentwicklung3000
Dorferneuerungskonferenz 2025: „WERTvolle Ideen für gleichWERTige Lebensräume“
12. September 2025, 12:30 bis 15:30 Uhr, Schloss Luberegg in Emmersdorf an der Donau, Niederösterreich
Stadt und Land als Lebens- und Arbeitsräume sind naturgemäß von großen Unterschieden gekennzeichnet – mit spezifischen Vorzügen und Schwächen beiderseits. Nicht selten mangelt es in ländlichen Regionen an grundlegenden Infrastrukturen, was zu deutlichen Nachteilen für die Bewohner:innen führt.
Die Dorferneuerungskonferenz 2025 der Europäischen ARGE Landentwicklung geht der Frage nach, wie es gelingen kann, nicht gleichartige, aber gleichwertige Lebensbedingungen in Stadt und Land zu schaffen? Im Zentrum stehen dabei Best-Practice-Beispiele aus NÖ sowie anderen Regionen Österreichs und Europas. Darüber hinaus werden die Vorsitzende der ARGE und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sowie Univ.-Prof. Nadja Häupl (Universität Anhalt und Vorsitzende der Jury zum Europäischen Dorferneuerungspreis) und Univ.-Prof. Manfred Miosga (Universität Bayreuth und Vorsitzender der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum) zu Wort kommen.
Die Konferenz mündet in die 40-Jahr-Feierlichkeiten der NÖ Dorf- und Stadterneuerung mit Ausstellung, Gala und Empfang mit zahlreichen Möglichkeiten zu Networking, Meinungs- und Erfahrungsaustausch.
Das detaillierte Programm entnehmen Sie bitte der untenstehenden Einladung. Eine rasche Anmeldung ist erforderlich.
Niederösterreich feiert „40 Jahre Dorferneuerung“ – die ARGE feiert mit
12. September 2025, Schloss Luberegg
12:30 Uhr Konferenz
17:00 Uhr Ausstellungseröffnung
18:00 Uhr Gala mit anschließendem Emfpang
Mit Niederösterreich feiert eines der Gründungsländer der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, das seit Jahrzehnten zu den aktivsten und prägendsten Mitgliedsregionen zählt, am 12. September 2025 auf Schloss Luberegg in Emmersdorf an der Donau das 40-Jahr-Jubiläum seines Dorferneuerungsprogrammes.
Neben einer Ausstellung, die einen Rückblick über vier Jahrzehnte bietet, aktuelle Leuchtturm-Projekte beleuchtet und auch besonders erfolgreiche NÖ Teilnehmerorte am Europäischen Dorferneuerungspreis vorstellt, steht insbesondere die festliche Gala im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Mit ihrer Vorsitzenden, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, sowie der Jury-Vorsitzenden zum Europäischen Dorferneuerungspreis, Nadja Häupl, durfte auch die ARGE ihre prominentesten Vertreterinnen für das Gala-Podium entsenden.
Wir laden herzlich dazu ein, sich als Gratulantinnen und Gratulanten einzufinden und mit Niederösterreich dieses besondere Jubiläum zu begehen.
Studienfahrt 2025 „Best Practice der Dorf-, Gemeinde- und Stadtentwicklung in Niederösterreich“
9. – 12. September 2025, ab Amstetten
Die diesjährige Studienfahrt der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung präsentiert einige herausragende Beispiele der Dorf-, Gemeinde- und Stadtentwicklung in Niederösterreich. Die Bus-Exkursion startet in Amstetten, führt weiter über die Gemeinden Purgstall an der Erlauf, Reinsberg, Waidhofen an der Ybbs sowie Artstetten-Pöbring und mündet – nach Besichtigung des berühmten Barockensembles Stift Melk als einem der touristischen wie auch geistlichen Zentren der Region – in die halbtägige Konferenz „WERTvolle Ideen für gleichWERTige Lebensräume“ auf Schloss Luberegg in Emmersdorf an der Donau.
Entnehmen Sie das detaillierte Programm bitte der untenstehenden Einladung.
Erstes online Dorferneuerungsfrühstück: Neues Leben für Leerstände
Das erste online Dorferneuerungsfrühstück am 6. August 2025, 8:30 bis 10:00 Uhr, beschäftigt sich mit der Notwendigkeit und den Möglichkeiten, leerstehenden Gebäuden – privaten, gewerblichen wie auch öffentlichen – neues Leben einzuhauchen. Sei es durch die Schaffung von öffentlichen Einrichtungen zur Daseinsvorsorge und neuen sozialen und kulturellen Treffpunkten, durch die Aktivierung von neuem Wohnraum oder das Etablieren neuer Optionen für Wirtschaftstreibende vor Ort.
Mit dem Dorferneuerungsfrühstück, das ein regelmäßiger Fixpunkt werden soll, beabsichtigt die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung ein neues Online-Format für all jene zu etablieren, die in Theorie und Praxis mit der Weiterentwicklung von Dörfern und Gemeinden befasst sind.
Jedes Frühstück wird sich einem besonderen Themenfeld der kommunalen Entwicklung widmen und vor allem eines bieten: Ideen und Inspirationen, wie man Herausforderungen und Probleme lösen könnte.
Im Zentrum steht dabei die Präsentation von Best Practice Beispielen aus verschiedenen Regionen Europas und die Möglichkeit, sich mit Akteur:innen vor Ort auszutauschen, voneinander zu lernen und sich zu vernetzen.
Input beim ersten Dorferneuerungsfrühstück kommt von:
Roland Gruber, Architekt und professioneller Dorf- und Stadtentwickler (nonconform.at) und Vizebürgermeister von Moosburg (Kärnten, A);
Heiko Vogt, Sächsisches Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung (D);
Balbina Zikesch, Amt der Tiroler Landesregierung (A);
Fritz Kaltenegger, Geschäftsführer café+co International Holding GmbH (A).
Als Best-Practise-Beispiele werden vorgestellt:
Lichtensteig (Kanton St. Gallen, CH) von Mathias Müller, Gemeindepräsident: Die Kleinstadt Lichtensteig hatte mit dem Funktionsverlust als regionales Zentrum sowie zahlreichen industriellen und gewerblichen Leerständen zu kämpfen – und es ist ihr gelungen, sich im Kampf gegen diese Leerstände als Mini.Stadt erfolgreich neu zu erfinden.
Gemeinde-Allianz Hofheimer Land (Bayern, D) von Philipp Lurz, Allianz-Geschäftsführer: In den sieben Gemeinden des ländlich geprägten und peripher gelegenen Hofheimer Landes wurden durch gezielte Maßnahmen innerhalb weniger Jahre mehr als 350 öffentliche und private Leerstände revitalisiert.
Esbeek (ProvinZ Nordbrabant, NL) von Wiet van Meel, ehrenamtlich engagierter Bürger: Mit unkonventionellen und mutigen Ideen zur Revitalisierung von Leerständen, darunter sogar die säkularisierte Kirche, konnte im rund 1.200 Einwohnende zählenden Esbeek das Dorfzentrum als lebendiger Ort bewahrt werden.
Die Zahl der möglichen Teilnehmer:innen ist begrenzt. Es gilt das Prinzip „first come – first served“. Wir empfehlen daher, sich bei Interesse so rasch wie möglich per E-Mail an: info@landentwicklung.org zu melden.
Land.Gemeinsam.Gestalten. – Holger Magel über Peter Schawerda
Der Vater des „Dreifachen Mitmachen“-Mantras, Peter Schawerda (1940-2025), ist von uns gegangen.
Landeshauptmann Erwin Pröll: „Peter Schawerda war ein ganz Großer.“
Ein persönlicher Nachruf von Holger Magel
Entsprechend seinem letzten und auch hier wieder sehr bewussten eigenständigen Willen wurde am 14. Mai 2025 im niederösterreichischen Langenzersdorf der wirkliche Hofrat i.R. Dipl.-Ing. Peter Schawerda im Familienkreis verabschiedet. Seine fünf Kinder trugen dabei Passagen aus der in den letzten Krankheitsjahren noch von ihm selbst geschriebenen wahrlich spannenden Biographie vor. Die öffentlich zugängliche Seelenmesse wird heute, am 27. Mai 2025, ganz in der Nähe von seiner Geburtsheimat Sooß in der Kirche St. Helena der weltberühmten Gemeinde Baden bei Wien gelesen.
Wohl jeder bayerische, ja jeder europäische Landentwickler und Dorferneuerer kennt das Mantra „Mitmachen wollen, mitmachen können, mitmachen lassen“, das die Grundphilosophie jeder Partizipation und aller Bürgerbeteiligungsprozesse darstellt und Auslöser und wirkmächtige Erklärung für die Gründung der bayerischen Schulen der Dorf – und Landentwicklung (SDL) war. Mitmachen können kann man nur, wenn man dazu auch fähig ist beziehungsweise gemacht wurde, z.B. durch Seminare an den SDL. Genau das hat erst dieser Tage die Akademiespitze dem Vorsitzenden des „Runden Tisches Bürgerentscheid“ MP a.D. Dr. Günther Beckstein mitgeteilt.
Wer aber von der jetzigen Generation kennt noch den Urheber des Mitmach- oder Teilhabe-Mantras, den Hofrat Peter Schawerda, den ehemaligen Technischen Leiter oder Chefingenieur der niederösterreichischen Agrarbezirksbehörde?
Er war geprägt von den Konflikten der Flurbereinigung und agrarischen Operationen und rebellierte gegen das damals noch recht hoheitliche Auftreten auch seiner Behörde gegenüber den Grundeigentümern und Bauern und wollte es ebenso wie die wenig umweltfreundliche Praxis der Bodenordnung ändern: Er wurde zum sanft und oft tiefgründig argumentierenden und beharrlich vorgehenden „Revoluzzer“. 1988 veröffentlichte er seine auch in Bayern interessiert zur Kenntnis genommene „Neue Planungsphilosophie für den ländlichen Raum“ in der Österreichischen Zeitschrift für Vermessung und Photogrammetrie. Hierin fordert er erstmals den dreifachen Teilhabe-Kanon. Das gefiel nicht jedem; auch sein als diplomierter Kulturtechniker an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) erworbenes ganzheitliches Verständnis der Kulturlandschaft als schützenswertes Gut im mehrfachen Sinne, für landwirtschaftliche Nutzung wie auch für Naturschutz, Erholung, Landschaftsgenuss und ästhetische Schönheit lag noch nicht im Mainstream und schon gar nicht im Denken seiner Altvorderen und des Bauernverbandes.
Unvergessen sein Vortrag bei der von Nationalrat Dr. Sixtus Lanner organisierten Tagung 1984 in Hochleithen im Weinviertel, wo er die Fachwelt aufhorchen ließ mit seinen Ideen zu einer umweltverträglicheren Flurneuordnung inklusive Berücksichtigung von manchen Aspekten der Geomantie und von Feng Shui (was dann später auch in Bayern versucht wurde). Das waren völlig neue Töne in der und für die Welt der klassischen Kommassierer. Dieser Blick in andere Welten und Kulturen beschäftigte ihn auch weiterhin. Er prägte auch seinen leidenschaftlich wahrgenommenen Lehrauftrag und seine vielfach mit philosophischen Inhalten unterlegten Vorlesungen, die nach dem plötzlichen Tod des Ordinarius Wolf Juergen Reith 1989 leider abrupt zu Ende gingen. Seine Hochschulvorlesungen wie überhaupt all seine Vorträge in Österreich und Deutschland waren für jeden Zuhörer ein fachlicher Gewinn. Gewinn überdies auch wegen seiner österreichisch-melodiösen, vom milden Klima seiner Weinhauerheimat geprägten einschmeichelnd sanften Stimme – begleitet von einem smarten, bisweilen auch leicht verschmitzten Lächeln auf den Lippen. Entsprechend war auch sein Verhandlungs- und Diskussionsstil. Nie forsch-dominant auftretend und hart fordernd, sondern immer geschmeidig zurückhaltend-abwartend und dann konziliant antwortend: „Ich stimme Ihnen ja grundsätzlich zu, aber bedenken Sie doch auch noch diese und jene Aspekte.“ So ging es los, und am Ende hatte Peter sein Gegenüber meistens überzeugt.
Peter wurde auch zum Glücksfall in der Jury zum Europäischen Dorferneuerungspreis, nicht nur wegen seiner stets ausgleichenden und vermittelnden Art, sondern auch wegen seines stets materielle und immaterielle Aspekte einschließenden Denkens, Sehens und Fühlens. Sein idealer „Bruder im Geist“ war hier der erste Vorsitzende der Jury Univ.-Prof. Wilhelm Landzettel, der ZEN-geschulte Vater der niedersächsischen Dorferneuerung und (zusammen mit Erika Haindl) Verfasser des Klassikers „Mensch-Dorf-Landschaft. Heimat – ein Ort irgendwo?“. Seine ideale, ja kongeniale Chefin im Alltagsbetrieb der Europäischen ARGE war deren höchst effiziente Geschäftsführerin Theres Friewald-Hofbauer. Gerade auch wegen der harmonischen Zusammenarbeit mit ihr (siehe Nachruf von Theres Friewald auf Peter Schawerda auf dieser webpage) blieb Peter gerne und lange der ARGE verbunden.
Schawerda war ein Vorbild auch in Bayern
In meiner Geburtstagsgratulation zum 80. Geburtstag ( https://www.akademie-bayern.de/2020/11/30/die-akademie-gratuliert-peter-schawerda-zum-80-geburtstag/) habe ich schon darauf hingewiesen, dass es die Fachtagung der Bayerischen Flurbereinigungsverwaltung 1982 in Lindau (mit Theo Waigel als Festredner) war, die mich mit Peter Schawerda zusammenbrachte. Ich präsentierte bei dieser Tagung den teilweise noch wenig begeisterten, zumindest höchst skeptischen eigenen Flurbereinigungskollegen das neue mit Fritz Auweck entwickelte Konzept der dreistufigen Landschaftsplanung, und Peter Schawerda sah sich darin bestätigt und erkannte die Chance für seinen geplanten neuen Weg einer ökologischeren Flurbereinigung in Niederösterreich. Er hatte Visionen, die noch zu wenig unterstützt wurden. Er wollte natürlich auch die junge bayerische Dorferneuerungsidee nach Österreich bringen. Das ist ihm zwar gelungen durch das Vermitteln des Kontakts von Holger Magel mit (dem damaligen) Landeshauptmann-Stv. Erwin Pröll, aber die Zuständigkeit für die Dorferneuerung blieb seiner Agrarbezirksbehörde (ABB) verwehrt – im Gegensatz zu seinem Freund und Flurbereinigungskollegen HR Otmar Kronsteiner, dem das in Tirol gelang. Fairerweise muss man aber sagen: In Tirol war Landeshauptmann Wallnöfer zugleich Agrar-„Minister“ und wollte die ebenfalls von Bayern übernommene Dorferneuerung in seinem Ressort haben. Peters ABB dagegen war ungeachtet der fehlenden politischen Power des Landesrats Blochberger halt auch noch zu agrarisch und zu wenig aufgeschlossen für neue außeragrische ländliche Aufgaben. Selbst der inzwischen eingeführte Begriff Landentwicklung, den Peter wie manche seiner engsten Mitarbeiter nach deutschem Vorbild unermüdlich gepuscht haben, stieß bei den juristischen Leitern der Agrarbehörden lange Zeit auf Granit und Totalablehnung.
Peter war oft seiner Zeit voraus: Unvergessen bleibt – angesichts entsprechender Untersuchungen in Österreich Anfang der 1990er Jahre – seine für- und vorsorgliche Warnung an mich, rechtzeitig für eigene Effizienzuntersuchungen der Bayerischen Flurbereinigungsverwaltung zu sorgen, anstatt zu warten, bis das Parlament, der Oberste Rechnungshof oder das Finanzministerium entsprechende externe und a priori auf Personal- und Aufgabenabbau orientierte Untersuchungen z.B. durch Beratungsfirmen wie Kienbaum in Auftrag gibt. Er hatte so recht – aber die damalige erfolgsverwöhnte bayerische Flurbereinigungsspitze war sich zu sicher und nahm seine Warnungen leider nicht ernst. Das Unheil nahm wenig später seinen Verlauf …
Nach einigen internen Querelen und dem Abschied von der Flurbereinigung fand Peter im landwirtschaftlichen Bildungsbereich in Tulln eine zweite berufliche Erfüllung. Auch hier beeindruckte er wieder durch gekonnte Rhetorik und umfassendes Wissen; man könnte auch sagen, er war halt grundständig gebildet und dank ständiger Reflektion enorm gescheit.
Der Dorferneuerung und Landentwicklung, die er ex officio nie selbst durchführen konnte, blieb er aber treu. Nach seiner Pensionierung erlebte er nämlich eine dritte Erfüllung: Er war noch viele Jahre als beliebter Consulent bei der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung hochanerkannt tätig, vor allem auch wieder in der Jury, was ihm viele Reisen in europäische Länder ermöglichte. Und überall erklärte er geduldig und glaubwürdig, dass die Beteiligung der Bürger entsprechend seinem Mitmach-Kanon unverzichtbare Voraussetzung sei für das Gelingen jeder nachhaltigen Gemeinde-, Dorf- oder Landentwicklung. Als Kulturtechniker lagen ihm bei den Jurysitzungen auch die Themen zukunftsfähige Landwirtschaft, Schutz des knappen Bodens und nachhaltige Landnutzung (heute ein globales Megathema) am Herzen. Auch hier war er ein Pionier, der deren Bedeutung früher als andere erkannte. Es war deshalb nur konsequent, dass Peter Schawerda 2008 vom Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL) mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet wurde.
Ein Mann der ersten Akademiestunden
Entsprechend seinem wachen und offenen Gespür erkannte der ab 1982 regelmäßige Bayernbesucher Peter Schawerda auch sofort die Chancen der im Mai 1988 gegründeten Bayerischen Akademie Ländlicher Raum. An der Teilnahme zur Gründungsversammlung noch verhindert, war er zwei Monate später bei der ersten Mitgliederversammlung am 22.Juli 1988 in München dabei, wo er zum Ordentlichen Mitglied berufen wurde. Es ist ein schöner, fast schon bezeichnender Zufall, dass an diesem Tag mit ihm der Mitschöpfer der damals längst arrivierten neuen dreistufigen Landschaftsplanung in der bayerischen Flurbereinigung Prof. Fritz Auweck ebenso wie Bürgermeister Peter Nindl, Salzburgs Modelldorferneuerer und Gastgeber der unvergessenen Neukirchner Tagungen, darunter der ersten zum Thema „Was braucht das Dorf der Zukunft? Philosophie oder Geld – oder beides“ im März 1988 (mit Alois Glück als Hauptredner), ebenfalls Mitglieder der Akademie wurden.
Peter Schawerda war es zu verdanken, dass er seinen damals eher noch zweifelnden bayerischen Kollegen die Botschaft vermittelte, dass endogene Entwicklung auch mit wenig(er) Geld, aber mit umso mehr Ideen, Initiativen, ja „Spinnereien“ selbst in peripheren Regionen möglich sei. Dazu brachte er zum Sommerkolloquium der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum „Ein neuer Weg: Mehr Wertschöpfung durch Regionalmarketing und Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe“ am 3. Juli 1998 den damals schon legendären und das Tagungsthema glaubwürdig verkörpernden Waldviertelbeauftragten und Direktor der Landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschule Edelhof, Adi Kastner, aus Niederösterreich nach Polling. Unvergessen die Reaktion des damaligen Bayerischen Landwirtschaftsministers Reinhold Bocklet. Aus anfänglicher Skepsis gegenüber diesem so eigenwilligen und selbstbewussten Forstwirt (einige seiner Lieblingssprüche: „Kopf in den Wolken, die Füße am Boden“ oder „Jede Region kann eine Gunstlage sein, man muss nur wissen, wofür“) wurde zunehmend Aufgeschlossenheit und Zustimmung. Selbstredend, dass Peter Schawerda und Adi Kastner ziemlich enge Freunde waren.
Peter Schawerda war auch fortan immer wieder aktiv in der Bayerischen Akademie tätig – ein Pendant in Österreich gelang ihm nicht. Hieran waren die Flurbereinigungsverwaltungen (Agrarbehörden) nicht recht interessiert und die Raumplaner zu stark. Zudem gab es ja bereits, wenn auch mit anderen Strukturen, die Arge Ländlicher Raum von Sixtus Lanner und die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung unter niederösterreichischer Führung (LH Erwin Pröll). Immerhin war Peter Schawerda zusammen mit Freund Holger Magel maßgeblich am Zustandekommen dieses neuen europäischen Zusammenschlusses beteiligt und a priori tätig.
Gründungspräsident der Europäischen Arge Landentwicklung Erwin Pröll: „Ich habe Peter viel zu verdanken.“
Dieser Nachruf wäre unvollkommen, wollte man nicht auch auf das vorbildliche Familienleben und die stete Sorge des Vaters um das Fortkommen seiner Kinder eingehen. Mit seiner starken Frau Rosa, ebenfalls eine ingenieurdiplomierte Alumna (Landschaftspflegerin) der BOKU, war er unermüdlich in vielen lokalen umweltorientierten, caritativen (Flüchtlingshilfe) und entwicklungspolitischen Projekten tätig.
Die Bayerische Akademie hat einen ihrer Besten verloren: Wir verneigen uns vor seinem Lebenswerk und danken ihm für all seine vielen Anregungen. Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, einst sein höchster Landeschef, Gründungs- und langjähriger Präsident der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, zum Ableben von Schawerda: „Ich habe Peter in dankbarer Erinnerung. Ich verdanke ihm sehr viel. Ein ganz Großer ist von uns gegangen.“
Auch der Autor dieses Nachrufs hat Peter Schawerda unglaublich viel zu verdanken. Holger und Anselma Magel wie auch viele Akademiemitglieder und Kollegen der Ländlichen Entwicklung in ganz Europa haben einen ganz besonderen Menschen und Freund verloren.
Er möge in Frieden ruhen.
Konferenzteilnahme der ARGE in Posen
Im Rahmen des „Internationalen Kongresses zur Erneuerung und Entwicklung der Dörfer“ von 8. bis 10. Mai 2025 in Posen, der größten Veranstaltung im Rahmen der polnischen EU-Ratspräsidentschaft, mit mehr als 4.000 nationalen wie internationalen BesucherInnen, über 50 hochkarätigen Vortragenden aus weiten Teilen Europas und zahlreichen regionalen Ausstellern, die vom polnischen Landwirtschaftsministerium ausgerichtet wurde, bekam auch die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung Gelegenheit sich im Plenumssaal zu präsentieren und ihre Positionen vorzustellen.
Geschäftsführerin Theres Friewald-Hofbauer nutzte die große Bühne, um über Ziele, Intentionen und Aktivitäten der ARGE zu informieren und unterstrich dabei auch die bereits seit vielen Jahren bestehenden und gut gepflegten Beziehungen zu mehreren Organisationen, Institutionen und Woiwodschaften in Polen.
Nach einem kurzen Überblick über die Geschichte der ARGE, die 1989 als unbürokratischer Zusammenschluss von mehreren Regionen und Ländern auf Initiative von Bayern, Baden-Württemberg, Niederösterreich und der Steiermark, gegründet wurde, und seit 2007 als eingetragener Verein mit derzeit 21 Mitgliedern aus verschiedenen europäischen Regionen, Ländern und Organisationen als Plattform des internationalen Austausches, der Zusammenarbeit und des Wissenstransfers aktiv ist, widmete sie sich insbesondere auch den Herausforderungen, denen sich Dörfer und ländliche Räume aktuell gegenübersehen: Von Klimawandel und seinen katastrophalen Auswirkungen, über die Verknappung von Rohstoffen und Energie, den demografischen Wandel und seine dramatischen Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft – nicht nur betreffend die Überalterung, sondern auch die zunehmende Heterogenität der Bevölkerung, was zu unterschiedlichen, oft auch gegensätzlichen Ansprüchen an den Lebensraum führe – bis zur Digitalisierung, die längst alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche erfasst hat, manche überfordere, aber auch eine große Chance gerade für die Regionen abseits der Zentren biete. Weitere gesellschaftliche Knackpunkte verortete sie in den Bereichen Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln, Energie, Gütern und Dienstleistungen sowie in gesellschaftlichen Brüchen und Spaltungen, die bereits tiefer gehen würden, als dies Gesellschaft und Politik wahrhaben wollen.
Diesen Herausforderungen positiv und nachhaltig entgegenzutreten und sie zu bewältigen, dafür brauche es nicht nur rasches Reagieren und vorausschauendes Agieren, sondern auch ein starkes Miteinander auf lokaler, kommunaler, regionaler und europäischer Ebene.
Die ARGE sei hier ein Mittler, der internationale ExpertInnen und lokale AkteurInnen miteinander vernetze und nicht zuletzt im Rahmen des im 2-Jahresrhythmus stattfindenden Europäischen Dorferneuerungspreises auch jene Dörfer, Regionen und Kommunen vor den Vorhang bitte und auszeichne, die sich der Vielzahl an Herausforderungen, denen sich ländliche Räume gegenüber sehen, mit besonders innovativen Antworten und resilienzbasierten Entwicklungen stellen.
Die Einladung, sich mit der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung zu vernetzen und die Vorteile einer Mitgliedschaft in der ARGE bekräftigte auch der Stv.-Vorsitzende der ARGE, Ryszard Wilczinsky, in einem anschließenden Statement.
Während der Konferenz fand im Gebäude der „Poznań International Fair“ auch eine sehr gut besuchte Ausstellung statt, bei der sich Regionen und Dörfer eindrucksvoll mit ihren Produkten, Leistungen, touristischen Angeboten, Kunsthandwerk und auch künstlerischen Darbietungen präsentieren konnten. Auch die ARGE war hier mit der Publikation „Rural Roadmap“ und einem Image-Film am Stand des PSORW (Polnisches Netzwerk für ländliche Erneuerung und Entwicklung) vertreten.
Neben dem fachlichen Austausch und Input waren Konferenz und Ausstellung in Posen auch wieder eine wunderbare Gelegenheit zu Begegnungen, um neue Kontakte zu knüpfen und bestehende freundschaftliche Verbindungen zu erneuern und zu vertiefen.