Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis stellt zweifelsfrei das Herzstück der Tätigkeiten der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung dar.

Er wird seit 1990 im Zweijahresrhythmus ausgetragen und zielt darauf ab, beispielhafte Aktivitäten und herausragende Initiativen im Sinne einer nachhaltigen Stärkung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Gemeinwesen „vor den Vorhang“ zu bitten und – unter Berück­sichtigung der jeweiligen Ausgangsbedingungen, des ökonomischen und sozio-kulturellen Kontextes sowie der länderspezifischen Standards, Besonderheiten und Möglichkeiten – zu prämieren.

Im Laufe der Geschichte des Wettbewerbes wurden die Beurteilungskriterien mehrmals grundsätzlich überarbeitet und regelmäßig an sich verändernde Herausforderungen angepasst.  Von Anfang an ging es aber darum, neben der äußeren Erscheinung auch die „inneren Qualitäten“ der Dörfer und Gemeinden im Fokus zu haben und eine ganzheitliche Entwicklung zu verfolgen. Demgemäß spielen Aktivitäten im Sinne einer Standort angepassten landwirtschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, die Gewährleistung der Nahversorgung, die Schaffung zeitgemäßer sozialer und pädagogischer Einrichtungen sowie technischer Infra­strukturen, die Auseinandersetzung mit Fragen der Architektur, der Siedlungsentwicklung, der Ökologie und der Energieversorgung, kulturelle Initiativen und Weiterbildungs­maßnahmen sowie eine von Bürgerbeteiligung und Kooperationsbereitschaft geprägte Methodik der Umsetzung eine zentrale Rolle.

Die Bewertung erfolgt durch eine internationale Jury, die ihre Entscheidung auf Basis umfassender Einreichunterlagen und einer Vorort-Besichtigung aller Teilnehmerorte (seit 1992) trifft. Der Sieger gewinnt den Europäischen Dorferneuerungspreis, Auszeichnungen gibt es auch für Teilnehmer mit herausragender, sehr guter oder guter Leistung.

Zur Teilnahme am Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis ist pro Land/Region nur ein ländliches Gemeinwesen (Dorf, Gemeinde, Kleinregion) zugelassen. Diese werden häufig durch vorgelagerte Wettbewerbe auf nationaler oder regionaler Ebene ermittelt.

Jeder Wettbewerb wird unter ein bestimmtes Motto gestellt, was eine besondere Schwerpunktsetzung ermöglicht.

Die Preisverleihung erfolgt seit 1996 im Rahmen einer mehrtägigen Veranstaltung mit Festakt, Projektpräsentationen und Exkursionen, bei der die Begegnung der Dorfgemeinschaften und der europäische Erfahrungsaustausch im Mittelpunkt stehen.

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis erweist sich nicht nur als ein höchst effizientes Instrument, um die Menschen in den ländlichen Räumen Europas in ihrem Engagement für ihren Lebensraum zu bestätigen und  zur eigeninitiativen Zukunftsgestaltung zu motivieren. Er vermag auch wesentlich dazu beizutragen, die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der ländlichen Regionen einer breiten Öffentlichkeit bewusst zu machen und das europäische Miteinander zu stärken.

„Unsere niederösterreichischen Dörfer sind lebens- und liebenswerte Heimat für unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger. Gerade in der Pandemie haben das viele wieder bewusster wahrgenommen und unsere Dörfer als Rückzugsorte schätzen gelernt“, so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner beim Treffen mit Theres Friewald-Hofbauer, Geschäftsführerin der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung. „Dank des Miteinanders der vielen Gemeindefunktionärinnen und Funktionäre, der NÖ Dorf- und Stadterneuerung und der NÖ.Regional gelingt es uns unsere blau-gelben Dörfer stetig weiterzuentwickeln und auch für nachkommende Generationen attraktiv zu halten. Wertvolle Impuls- und Ideengeberin ist dabei seit mehr als 30 Jahren die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung“, so LH Mikl-Leitner weiter.

„Die gegenwärtige öffentliche Wahrnehmung und Wertschätzung der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung der ländlichen Räume kann rasch wieder verstummen, ebenso wie sich auch ihre aktuelle Sogwirkung nur dann als anhaltender und wünschenswerter Trend erweisen wird, wenn sie von einer ganzheitlichen und sozialverträglichen Dorfentwicklungsarbeit begleitet wird, die der Heterogenität der DorfbewohnerInnen und der Vielfalt an Aufgabenstellungen gerecht wird“, betonte Theres Friewald-Hofbauer.

Einig waren sich Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Geschäftsführerin Theres Friewald-Hofbauer dabei, dass die Weiterentwicklung der ländlichen Region ressourcenbewusst, klimaschonend und sozialverträglich gestaltet werden müsse. Das verlange nach neuen Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit, wie einer verantwortungsvollen Raumordnung, wie sie Niederösterreich in der neuen Raumordnungsnovelle realisiert, kürzere Alltagswege, mehr Nahversorger und der Nutzung der Digitalisierung, dort wo sie den Menschen und der Wirtschaft dienlich ist.

Die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung wurde 1989 gegründet und berät, vernetzt und ermöglicht europaweit neues Wissen und Fertigkeiten im Bereich einer nachhaltigen regionalen Entwicklung. Dies alles wird auch im bekannten Europäischen Dorferneuerungspreis ausgezeichnet, der auf Initiative der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung und des Landes Niederösterreich nach Corona-bedingten Verschiebungen nun zum 16. Mal vergeben wird.

© NLK Pfeiffer

Nach zahlreichen Covid bedingten Verschiebungen wartet die begehrte Trophäe für den Europäischen Dorferneuerungspreis 2020 immer noch darauf, an jenes Dorf, jene Gemeinde oder jene Region vergeben zu werden, die den Wettbewerb, der bereits im Herbst 2019 ausgerechnet unter dem Motto „Lokale Antworten auf globale Herausforderungen“ ausgelobt worden ist, für sich entscheiden kann.

„Neben dem Studium und der Auswertung der umfangreichen Einreichunterlagen ist die Vorort-Begutachtung durch die international und interdisziplinär besetzte Jury das Herzstück des Bewertungsprozesses. Und hier sind wir in den vergangenen Monaten – Stichwort Reise- und Kontaktbeschränkungen – immer wieder im wahrsten Sinne des Wortes an unsere Grenzen gestoßen, so dass erst die Hälfte der 26 Teilnehmer aus zwölf europäischen Staaten begutachtet werden konnte“, erläutert der Vorsitzende der den Wettbewerb austragenden Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung Erwin Pröll. In den kommenden Wochen werde die Jury nun alles daran setzen, die restlichen ländlichen Gemeinwesen – von Estland bis in die Niederlande und von Norddeutschland bis Slowenien – einer Evaluierung an Ort und Stelle zu unterziehen, um bei der abschließenden Jurysitzung im Spätherbst finale Entscheidungen treffen zu können.

Know-how-Transfer seit 30 Jahren im Zentrum des Wettbewerbs

„Der Europäische Dorferneuerungspreis wird seit 1990 im Intervall von zwei Jahren vergeben und gilt mit seinem umfassenden und integrativen Ansatz europaweit als Trendsetter in der dörflichen und ländlichen Entwicklung. Die bislang weit über 300 teilnehmenden Dörfer, Gemeinden und Regionen, die hinsichtlich ihrer Vitalität, ihrer Resilienz und damit ihrer Zukunftsfähigkeit auf ökonomischer, ökologischer, sozio-kultureller, sozialer und baukultureller Ebene evaluiert worden sind, gelten vielfach als Leuchtturm-Projekte, die zum Nachahmen einladen“, lässt Geschäftsführerin Theres Friewald-Hofbauer wissen.

Seit der Austragung des ersten Wettbewerbes vor mehr als 30 Jahren stehen der Erfahrungsaustausch, das Voneinander-Lernen und die Vernetzung der Akteurinnen und Akteure im Mittelpunkt. Wohl einer der Hauptgründe dafür, dass bei den Teilnehmern, darunter auch die vier österreichischen Gemeinden Groß Schönau (NÖ), Prutz (Tirol), Trebesing (Kärnten) und Rohrbach bei Mattersburg (Burgenland), nicht nur die Spannung über den Ausgang des Wettbewerbes, sondern auch die Vorfreude auf die Preisverleihung, die im Mai 2022 in der Gemeinde Hinterstoder, die den Europäischen Dorferneuerungspreis 2018 gewinnen konnte, schon sehr groß ist. Schließlich erwartet sie dort ein stimmungsvolles Fest der Begegnung mit Menschen mit den europaweit besten Konzepten und Projekten für ihren Lebensraum.

9. September 2020

26 Teilnehmer aus ebenso vielen Regionen aus zwölf verschiedenen Staaten matchen sich um den begehrten Europäischen Dorferneuerungspreis 2020, der unter dem Motto „Lokale Antworten auf globale Herausforderungen“ steht. Die international und interdisziplinär besetzte Jury hat – COVID-bedingt mit einer mehrmonatigen Verspätung –  Anfang September im Rahmen eines Meetings in Prag mit dem mehrstufigen Bewertungs-Vorgang begonnen, der in den kommenden Wochen mit Vor-Ort-Besichtigungen der Wettbewerbs­orte seine Fortsetzung findet. Die Entscheidung fällt voraussichtlich im Frühsommer 2021, wann und in welchem Rahmen die Preisverleihung im Siegerort von 2018, der oberösterreichischen Gemeinde Hinterstoder, stattfindet, hängt von der Entwicklung der Pandemie ab. Den erfolgreichsten Teilnehmern winkt ein Eintrag auf einer Online-Roadmap der besten Dorf- und Gemeindeentwicklungsprojekte Europas.

„Gerade in Zeiten, in denen das Wort Krise viele zu lähmen, zu verunsichern oder zu deprimieren scheint, ist es von unschätzbarem Wert, wenn Menschen die Initiative ergreifen und aktiv die Zukunftsfähigkeit ihres unmittelbaren Lebens­raumes stärken. Genau das geschieht in den Dörfern, die sich um den
16. Europäischen Dorfer­neuerungspreis beworben haben“, zeigte sich der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann a. D. Erwin Pröll , anlässlich der ersten Bewertungssitzung Anfang September in Prag, Tschechien, überzeugt. Es sei beeindruckend, mit wie viel Mut, Kreativität, Beharrlichkeit, Weitblick und Offenheit Projekte umgesetzt werden, die nachhaltig die ökonomische Potenz, die ökologische Qualität, den sozialen Zusammenhalt und den kulturellen Reichtum der jeweiligen Dörfer festigen.

Eintrag in virtuelle „Roadmap“ winkt

Veranstalterin des Wettbewerbes, der seit 1990 im Zweijahresrhythmus ausgelobt wird, ist die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung. Neben dem „Europäischen Dorferneue­rungs­preis 2020“ werden auch Europäische Dorferneuerungspreise in Gold, Silber und Bronze sowie „Lobende Anerkennungen“ vergeben. Neben Trophäe und Plakette winkt den erfolgreichsten Teilnehmern ein Eintrag in eine elektronische „Roadmap“, auf der die europaweit besten Dorferneuerungsorte auf einer virtuellen Landkarte per Mausklick auffind- und abrufbar sind.

Die Mitglieder der Wettbewerbsjury werden in den nächsten Wochen sowie gegebenenfalls auch im ersten Jahresdrittel 2021 alle teilnehmenden Orte zu besichtigen versuchen, ehe im Zuge einer weiteren Bewertungssitzung im Frühsommer 2021 die Entscheidung fällt. In welcher Form und zu welchem Zeitpunkt die Preis­verleihung in Hinterstoder, Oberösterreich, Österreich, der Siegergemeinde des Wett­bewerbes 2018, stattfinden wird, bleibt zum gegenwärtigen Zeitpunkt bedingt durch die Ungewissheiten im Zusammenhang mit der COVID-Entwicklung noch offen. Bewertet wird, wie das teilnehmende Gemeinwesen auf die festgestellten Stärken und Schwächen sowie internen und externen Gefahren und Chancen reagiert hat. Dabei geht es um konkrete Maßnahmen im Sinne einer wirtschaftlichen Entwicklung, der Schaffung zeitgemäßer sozialer Einrichtungen, der Architektur, Siedlungsentwicklung, Ökologie und Energieversorgung, Umgang mit der Digitalisierung sowie um kulturelle und Bildungsaktivitäten. In gleicher Weise von Bedeutung sind die gewählten Methoden und verfolgten Strategien, die von einem ganzheitlichen und nachhaltigen Ansatz sowie von Partizipation und Kooperation gekennzeichnet sein sollen.

Das Wettbewerbsmotto „Lokale Antworten auf globale Herausforderungen“ trägt der Tatsache Rechnung, dass jeder Ort, auch die kleinste Siedlung, mit überregionalen, kontinentalen und vielfach auch weltweiten Entwicklungen, seien es nun Gefahren oder Chancen, konfrontiert ist – Corona hat übrigens, auch wenn es diesen absolut nicht gebraucht hätte, einen weiteren Beweis dafür geliefert. Das Motto soll ein Signal dafür sein, diese Herausforderungen zu erkennen und sich ihnen zu stellen. Es wirft demgemäß einen besonderen Fokus auf jene Gemeinwesen, die sich ihrer Verantwortung über den eigenen Tellerrand hinaus bewusst sind und im Rahmen ihrer Möglichkeiten Antworten auf die großen Fragen des 21. Jahrhunderts finden, die dazu beitragen, das Leben auf unserem Planeten zu einem besseren zu machen.

„Ziel des Wettbewerbes ist es, Landgemeinden in ihrem Engagement zu bestätigen, zu weiteren Aktivitäten zu motivieren und den Erfahrungsaustausch mit anderen ländlichen Gemein­wesen in Europa zu fördern. Darüber hinaus wollen wir Dörfer und Regionen zur Nachahmung anregen, die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der ländlichen Regionen der europäischen Öffentlichkeit bewusst machen und nicht zuletzt auch Europas Zusammenwachsen stärken“, erläutert die Geschäftsführerin der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Theres Friewald-Hofbauer.

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