21. und 22. September 2005

Landeshauptmann Erwin Pröll, Vorsitzender der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung

„Die ländlichen Räume Europas am Beginn des 21. Jahrhunderts sind geprägt von einem raschen Wandel und weit reichenden politischen, ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Umbrüchen. Globale Trends wirken bis in das kleinste Dorf hinein und verlangen nach raschen und klaren Entscheidungen – von den politisch Verantwortlichen ebenso wie von den Betroffenen selbst“, erklärte der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, bei der Eröffnung des 5. Europäischen Dorferneuerungskongresses zum Thema „Ländlicher Raum 2005. Gewandelte Realitäten – neue Herausforderungen“ im Niederösterreichischen Landhaus in St. Pölten.

Die Zukunft ist kein Geschenk, vor allem nicht für das Dorf und seine BewohnerInnen, die sicher nicht zu den GewinnerInnen der Globalisierungswelle zählen. Realitätsverweigerung und Scheuklappenritte sind aber sicher nicht die geeigneten Antworten darauf. Viel mehr gilt es, die gewandelten Realitäten zu akzeptieren, Fehlentwicklungen und Gefahrenpotenzialen entschieden entgegen zu treten sowie neue Chancen und Entwicklungsoptionen aufzuspüren und mit ganzem Engagement zu nutzen.

Tradition & Innovation

Die ländlichen Räume bedürfen daher einer modernen Standortpolitik, die sich in besonderer Weise der Themenbereiche

  • Erscheinungsbild, Siedeln, Bauen und Wohnen,
  • Arbeit und Wirtschaft,
  • Soziale Aufgaben sowie
  • Bildung und Kommunikation

annehmen muss. Dabei sei so manche Gratwanderung zwischen Tradition und Innovation, zwischen Bewahren und Erneuern zu absolvieren. Man müsse, „Offen sein für die Chancen im Wandel der Zeit, aber selbstbewusst genug, um nicht jedem Trend nach zu laufen“, wie Pröll betonte.

Konkurrenzfähigkeit ist aber nicht nur eine Frage des Standortes, sondern auch der Standpunkte. Ohne Standpunkte wie

  • Harmonie mit der Natur und verantwortungsbewusster Umgang mit der Schöpfung;
  • Ausgleich zwischen sozialer Sicherheit des Einzelnen und sozialem Frieden der Gesellschaft;
  • Miteinander und Kooperation statt Entsolidarisierung, Intoleranz und Egoismus sowie
  • Balance zwischen Mensch und Technik

droht die Gefahr, in die Standortfalle zu tappen und die spezifische Lebens- und Umweltqualität des ländlichen Raumes einem neoliberalistischen Gewinnstreben zu opfern.

In diesem Zusammenhang verwies Pröll auf die so genannte „Mastensteuer“, die Handybetreiber in Niederösterreich vor die Alternative stellt, entweder eine Landesabgabe zu entrichten oder bestehende Sendemasten gemeinsam mit anderen Mobilfunkanbietern zu nutzen. „4000 weitere Masten in den kommenden Jahren sind eine zu große Belastung für die Landschaft und erst recht für die Gesundheit der Menschen. Ich bekenne mich dazu, dass nicht alles, was technisch machbar ist, auch gegenüber unseren nächsten Generationen verantwortbar ist“, stellte Erwin Pröll klar.

Ohne Bürgerbeteiligung keine Zukunftsfähigkeit!

Die Politik für den ländlichen Raum und seine BewohnerInnen steht vor großen Aufgaben und vielfältigen Herausforderungen. Denn Zukunft haben nur

  • lernende Regionen,
  • Dörfer, die den Bauern ebenso wie den Angehörigen verschiedenster Berufsgruppen, aller Generationen und beider Geschlechter als Lebens- und/oder Wirtschaftsraum dienen,
  • ein unverwechselbares eigenständiges Profil entwickeln,
  • in Kooperationen und Netzwerke investieren und
  • den Menschen in den Mittelpunkt aller Entwicklungsüberlegungen stellen.

„Aber selbst die beste Politik, ob europäisch, national, regional oder kommunal, wird nur wenig erreichen können, wenn nicht die Betroffenen selbst zu Beteiligten werden. Denn Eigeninitiative und Bürgerengagement sind das UM und Auf, das wertvollste Kapital jeder erfolgreichen Entwicklung“, schloss Pröll.

Juni 2005

Der Wettbewerb um den 9. Europäischen Dorferneuerungspreis ist geleitet von der Intention, besonders herausragende und beispielhafte Aktivitäten und Initiativen, die gemäß dem „Leitbild für Landentwicklung und Dorferneuerung in Europa“  und im Sinne der Lokalen Agenda 21 mit dem Ziel einer nachhaltigen Stärkung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume gesetzt werden, „vor den Vorhang“ zu bitten und unter Berücksichtigung des ökonomischen und kulturellen Kontextes zu prämieren. Das Motto des Wettbewerbes „Wandel als Chance“  forciert jene Dörfer und ländlichen Kommunen in Europa, die die vielfältigen Veränderungen und Umbrüche, die die dörfliche Lebenswelt am Beginn des dritten Jahrtausends prägen, als chancenreiche Herausforderung erkannt haben, der es sich mit gegenwartsbejahenden und zukunftsmutigen Projekten sowie Netzwerkorientierung und Kooperationsbereitschaft zu stellen gilt.

Beurteilungskriterien

A. ORIENTIERUNG und STRATEGIEN

  1. Nachhaltigkeit
  2. Ganzheitlichkeit
  3. Visionäre und innovative Ausrichtung
  4. Partizipation an regionalen, Dorf- , Gemeinde- und gegebenenfalls auch Staatsgrenzen überschreitenden Netzwerken

B. METHODEN

  1. Eigeninitiative und Bürgerbeteiligung,
  2. Aktive und permanente Kommunikation der Akteure (PolitikerInnen, Behörden, BürgerInnen)
  3. Prozessbegleitung und/oder -betreuung durch ExpertInnen
  4. Kooperationen in nachbarschaftlichen und kommunalen Allianzen sowie in regionalen Partnerschaften

C. INHALTE

  1. Stärkung und Einbindung einer umweltgerechten Land- und Forstwirtschaft in regionale Kreisläufe unter Berücksichtigung der Kulturlandschaft
  2. Erhaltung und Aufbau standortgemäßer Erwerbsmöglichkeiten
  3. Verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen
  4. Symbiose von schützenswerter alter und qualitätvoller neuer Bausubstanz sowie Ressourcen sparende und verkehrsvermeidende Siedlungsentwicklung
  5. Stärkung der Identität und des Selbstbewusstseins der DorfbewohnerInnen
  6. Wiederbelebung traditioneller und Schaffung zeitgemäßer soziokultureller Qualitäten und sozialer Einrichtungen
  7. Förderung der Teilhabe aller Generationen, Nationalitäten und Minderheiten sowie beider Geschlechter am wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben

D. MOTTOGERECHTIGKEIT

Preise

  1. An den Sieger wird der „Europäische Dorferneuerungspreis 2006“  vergeben.
  2. Die zweithöchste Auszeichnung, die mehreren Teilnehmern zuerkannt werden kann, ist ein „Europäischer Dorferneuerungspreis für eine ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“.
  3. Weiters werden Preise für „Besondere Leistungen in einzelnen oder mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“ vergeben.
  4. Alle Teilnehmer werden mit einer Anerkennung bedacht.

Es werden keine Geldpreise, sondern Preisobjekte wie Plaketten und Urkunden vergeben.

Teilnahmebedingungen

Pro Land bzw. Region war nur eine Nennung, und zwar eines Dorfes, einer (Verbands-)Gemeinde oder einer Mikroregion, möglich. Nennungsberechtigt waren die für die Dorferneuerung und Landentwicklung der jeweiligen Staaten, Länder und Regionen zuständigen PolitikerInnen bzw. ReferentInnen, aber auch Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs), sofern keine Einreichungen von offizieller, behördlicher Stelle vorlagen.

21. April 2005

Die Ergebnisse im Wettbewerb um die European Kids’ Trophy 2005 stehen fest. 34 Projekte aus 19 europäischen Ländern bzw. Regionen wurden eingereicht, vorgeprüft und schließlich einer interdisziplinären, internationalen Jury zur Bewertung vorgelegt. Orientiert an den Kriterien

  • nachhaltige Erhöhung der Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen in ihrem Freizeitbereich, als Rahmen zur Persönlichkeitsentwicklung sowie zur Stärkung der Identifikation mit ihrer unmittelbaren Heimat;
  • gesamtheitliche Verbesserung des ökonomischen und kulturellen Dorf- bzw. Gemeindelebens;
  • Eigeninitiative und Beteiligung der betroffenen Jugendlichen, Kinder und deren Eltern bzw. anderer Bezugspersonen (Pädagogen, Meinungsbildner, Funktionäre örtlicher Vereine etc.) an den Entscheidungs- und Umsetzungsprozessen sowie
  • Ausrichtung auf die Interessen beider Geschlechter

entschied diese nach eingehenden Beratungen, die European Kids’ Trophy 2005 an das Projekt „Verkehrsgarten im Technisch-Ökologischen Projektzentrum Rabutz, Kartbahn mit Solarmobilen“ zu vergeben.

12 weitere Einreichungen wurden mit einer „European Kids’ Trophy für herausragende Leistungen“ und

14 mit einer „European Kids’ Trophy für vorbildliche Leistungen“ ausgezeichnet.

7 Projekte wurden mit einer „Lobenden Anerkennung“ bedacht.

Die Preisverleihung fand im November 2005 in Rheinland-Pfalz, Deutschland, statt.

Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung und Rheinland-Pfalz vergeben erstmals eine European Kids‘ Trophy für die europaweit besten Projekten im Sinne einer kinder- und jugendfreundlichen Dorferneuerung – 34 Projekte aus 19 europäischen Ländern bzw. Regionen vertreten – Sieger: „Verkehrsgarten im Technisch-Ökologischen Projektzentrum Rabutz, Kartbahn mit Solarmobilen“, Rabutz, Gemeinde Wiedemar, Freistaat Sachsen, Deutschland 

8. Oktober 2004

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis wurde 1990 von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung ins Leben gerufen und wurde bereits zum achten Mal vergeben. Nach Dorfbeuern in Salzburg (1990), Illschwang in Bayern (1992), Steinbach an der Steyr in Oberösterreich (1994), Beckerich in Luxemburg (1996), Obermarkersdorf in Niederösterreich (1998), Kirchlinteln in Niedersachsen (2000) und dem Großen Walsertal in Vorarlberg (2002) darf jetzt auch Ummendorf in Sachsen-Anhalt über den Gewinn des Europäischen Dorferneuerungspreises jubeln.

Der Wettbewerb 2004 stand unter dem Motto „Aufbruch zur Einzigartigkeit“ und forcierte damit jene ländlichen Gemeinden und Regionen in Europa, die ihre Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit in äußerer Erscheinung und innerer Qualität gerade in Zeiten der Globalisierung und internationalen Vereinheitlichung als unverzichtbaren Wert erkannt haben und in dynamischen Entwicklungsprozessen zu sichern versuchen. Ein hoher Anspruch, dem eine große Zahl der 32 Wettbewerbsgemeinden aus ebenso vielen europäischen Regionen auch tatsächlich gerecht wurde.

Die ländlichen Räume Europas beziehen ein Gutteil ihres speziellen Reizes und ihres Entwicklungspotenziales aus ihrer Eigenart und Vielfältigkeit. Ein Umstand, der es den Juroren im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2004 nicht gerade leicht gemacht hat., Vergleiche zu ziehen und Sieger zu küren. Dazu kommt, dass sich die natürlichen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen höchst unterschiedlich präsentieren und „das Wesentliche für das Auge unsichtbar ist“. Aber bei allen Unwägbarkeiten und Differenzierungen steht das Verbindende und Allgemeingültige weit über dem Trennenden, gibt es ein übergeordnetes, gemeinsames Ziel: die nachhaltige Sicherung der dörflichen Lebensräume. Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis unterstützt die Akteure auf diesem Weg, indem er zum Erfahrungsaustausch anregt, die Fähigkeit, sich zu präsentieren, fördert und sich als effizientes PR-Instrument für die Anliegen der ländlichen Bevölkerung erweist.

Ich freue mich sehr, dass wir das Fest der Preisverleihung im Großen Walsertal feiern durften und bedanke mich bei unseren Freunden aus Vorarlberg für die großartige Gastfreundschaft. Allen Preisträgern und Gästen wünsche ich, dass die interessanten, stimmungsvollen und fröhlichen Stunden der Begegnung ihnen ein Stück Motivation und Zukunftsmut für ihr Engagement für die ländliche Lebenswelt mit nach Hause gegeben haben.

Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll Vorsitzender der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Wien, Österreich

7. und 8. Oktober 2004

Europas Dörfer unterwegs zur Einzigartigkeit!

„Der Europäische Dorferneuerungspreis 2004 geht an Ummendorf in Sachsen-Anhalt, das dem Wettbewerbsmotto ‚Aufbruch zur Einzigartigkeit’ durch eine vorbildhafte Bürgerbeteiligung und einen intelligenten Umgang mit den eigenen Stärken auf überzeugende Weise gerecht geworden ist und aus einer fast aussichtslosen Ausgangsposition heraus eine unglaubliche Eigenkraft mit bemerkenswerten Auswirkungen auf die Lebensqualität der DorfbewohnerInnen entwickelt hat. Es vermag damit allen Dörfern und ländlichen Gemeinschaften Europas Mut zum Engagement und Hoffnung auf den Erfolg zu geben“, betonte der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Wien, bei der Verleihung der Europäischen Dorferneuerungspreise 2004 in Raggal, Großes Walsertal, Vorarlberg, Österreich. Dem Festakt wohnten neben zahlreichen hochrangigen Persönlichkeiten und rund 800 Dorferneuerungsakteuren aus 15 europäischen Staaten auch der Vorarlberger Landesrat Manfred Rein bei.

“Das knapp über 1000 EinwohnerInnen zählende Ummendorf liegt im nordwestlichen Teil der Magdeburger Börde rund zehn Kilometer von der ehemaligen innerdeutschen Grenze entfernt. Es startete unmittelbar nach der Grenzöffnung ein Dorferneuerungsprogramm, das über eine Vielzahl an aufeinander abgestimmten Maßnahmen, die alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche umfassen, zu sozio-ökonomischer Stabilität und kultureller Aufbruchstimmung geführt hat. Ebenfalls am Siegerpodest finden sich das Steirische Vulkanland, Steiermark, das für eine einzigartige, kreative und zeitgemäße Entwicklung im regionalen Verbund steht, und die Gemeinde Heinerscheid, Luxemburg, als ein herausragendes Beispiel für nachhaltige, innovative kommunale Wertschöpfung“, erklärte der Vorsitzende der 17-köpfigen, internationalen Wettbewerbsjury, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Matthias Reichenbach–Klinke, Technische Universität München.

Die Courage zum „Aufbruch zur Einzigartigkeit haben neben den drei Finalisten auch alle anderen der insgesamt 32 Teilnehmer aus ebenso vielen europäischen Ländern bzw. Regionen bewiesen. Unter vielen guten Projekten wurden die elf Besten mit einem „Europäischen Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“ ausgezeichnet. 13 Teilnehmer dürfen sich über einen „Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“, sieben über eine „Besondere Anerkennung“ freuen.

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis wurde 1990 von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung mit dem Ziel, den Erfahrungsaustausch zu fördern und die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der ländlichen Regionen der europäischen Öffentlichkeit bewusst zu machen, ins Leben gerufen. Er wird im 2-Jahresrhythmus veranstaltet und wurde heuer zum achten Mal vergeben. Bewertet wurden neben der äußeren Erscheinung vor allem die inneren Qualitäten der Dörfer. Fragen der Architektur, der Siedlungsentwicklung, der Ökologie und der Energieversorgung spielten dabei ebenso eine Rolle wie soziale Einrichtungen, kulturelle Initiativen und Bemühungen um eine regionsangepasste wirtschaftliche Entwicklung. Wesentlich dabei waren ein ganzheitlicher Ansatz, eine Orientierung in Richtung Nachhaltigkeit und eine von Bürgerbeteiligung, Eigeninitiaive und Kooperationsbereitschaft geprägte Methodik der Umsetzung. Nicht zuletzt ging es auch darum, dem Motto gerecht zu werden.

„Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis  2004 hat ganz deutlich gezeigt: Viele Bewohnerinnen und VerantwortungsträgerInnen der ländlichen Räume Europas haben den Auftrag zur eigeninitiativen Zukunftsgestaltung angenommen und bewiesen, dass sie über genug Kraft, Know-how und Courage verfügen, ihre Geschichte selbst zu schreiben“, schloss Erwin Pröll.

Hohe Lebensqualität in allen Regionen

Das Land Vorarlberg freut sich, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 8. Europäischen Dorferneuerungspreis im Großen Walsertal begrüßen zu dürfen, betont Landeshauptmann Dr. Herbert Sausgruber. Mit diesem Preis werden besonders herausragende und beispielhafte Aktivitäten und Initiativen, die die Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume nachhaltig stärken, vor den Vorhang gebeten und ausgezeichnet. Gemeinsam mit den Gemeinden ist das Land bemüht, für eine möglichst hohe Lebensqualität in allen Regionen des Landes zu sorgen. Dies geschieht durch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln, aber auch durch ideelle Unterstützungsmaßnahmen, so Landeshauptmann Sausgruber.

Im Jahr 2002 wurde dem Großen Walsertal mit dem Projekt „Biosphärenpark“ der Dorferneuerungspreis zuerkannt – ein klassisches Beispiel für gelebte Zusammenarbeit aller Beteiligten, nachhaltige Nutzung der Ressourcen und die Stärkung der eigenen Identität. Das diesjährige Motto des Wettbewerbes „Aufbruch zur Einzigartigkeit“ will jene ländlichen Gemeinden und Regionen stärken, die – vor dem Hintergrund der Globalisierung und der internationalen Vereinheitlichung – ihre Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit in äußerer Erscheinung und innerer Qualität sichern wollen.

Durch die europäische Ausrichtung des Wettbewerbes werden auch grenzüberschreitende Kontakte im „Europa der Regionen“ gefördert. Die Auseinandersetzung mit den Lösungsansätzen Anderer erleichtert auch die Beurteilung, was im Spannungsfeld von Kontinuität und Veränderung für den eigenen Lebensraum „sinnvoll“ ist. Denn der Blick über die Grenze dient nicht nur dazu, Neues zu finden, sondern auch um zu erkennen, was der Wert des Eigenen ist.

Maßnahmen des Landes

Das Land ist seit jeher ein Partner der Gemeinden: Auf Basis verschiedener Richtlinien fördert das Land die Gemeinden entweder über echte Landesbeiträge oder aus Bedarfszuweisungen gemäß Finanzausgleich. Kleinere strukturschwache Gemeinden werden zudem aus dem Strukturfonds unterstützt. Insgesamt kommen so unsere Gemeinden jährlich auf Zuschüsse vom Land von mittlerweile gut 100 Millionen Euro.

Neben der Bereitstellung finanzieller Mittel leistet das Land aber auch mittels zahlreicher Projekte und Initiativen wertvolle Hilfestellung bei der Gemeinde- und Regionalentwicklung:

„Lebenswert leben“

Das Projekt „Lebenswert leben“, das in der Bevölkerung ein Bewusstsein für Lebensqualität durch Nahversorgung schaffen soll, läuft schon seit Jahren sehr erfolgreich. Seit den Anfängen im Jahr 1997 haben sich inzwischen 25 Gemeinden aus ganz Vorarlberg den Leitsätzen der Nahversorgung verschrieben.

Besonders wird in letzter Zeit auch auf die soziale Nahversorgung (Solidarität, Identität, Nachbarschaftshilfe) geachtet. Die Erhaltung dieses Sozialkapitals unterstützt wesentlich den langfristigen Erfolg einer Region. Besonderes Augenmerk wurde in den letzten Jahren auch auf die Einbindung von Jugendlichen durch Bewusstseinsbildung für einen nachhaltigen Lebensstil und Hervorhebung von jugendlichem Engagement gelegt.

Lebenswert leben hat aber auch mit der aktiven Beteiligung der BürgerInnen zu tun, denn Nahversorgung kann nicht „verordnet“ oder ausschließlich durch Förderungen aufrechterhalten werden, sondern nur von den Menschen durch aktives Tun (z.B. Änderung des Einkaufsverhaltens) langfristig gesichert werden.

Entwicklungskonzept Klostertal

Ein klares Bild einer erlebbaren Identität wird derzeit im Klostertal unter Mitwirkung vieler aktiver Menschen geschaffen. Grundlage dafür bietet das Entwicklungskonzept Klostertal, das die Erhaltung bzw. Verbesserung der Lebensqualität zum Ziel hat. Dabei wird die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden und den angrenzenden Regionen groß geschrieben. Die Klostertalgemeinden sind an den Talenden mit der Stadt Bludenz und der Tourismusregion Arlberg engstens verflochten und es wird darauf geachtet, bei diesem Veränderungsprozess diese Grenzen bewusst wahrzunehmen.

Grundlage für den Entwicklungsprozess war die Bewusstseinsbildung für den Zusammenhang von Lebensqualität, Nähe und soziale Strukturen („Lebenswert leben“). Dadurch wurde ein Klima für die Erarbeitung eines Tal weiten Leitbildes mit intensiver BürgerInnenbeteiligung geschaffen. Angeregt durch eine Jugendstudie wurde mit der gezielten Einbindung von Jugendlichen begonnen, wobei die Hauptschule mit zahlreichen Projekten mitarbeitet.

Als erster konkreter Schritt für eine nachhaltige strukturelle Veränderung wird derzeit an einem Regionalmanagement gearbeitet, das den begonnenen Prozess in Gang halten und Maßnahmen zur Stärkung der regionalen Identität und Wertschöpfung koordinieren soll. Eine Wirkungsanalyse der geplanten Maßnahmen (Unternehmen.V) soll zu einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess führen.

„Unternehmen.V“

„Unternehmen.V“, ein Modell zur Begleitung von Nachhaltigen Entwicklungsprozessen in Gemeinden und Städten, wurde vom Büro für Zukunftsfragen entwickelt und läuft seit 2002. Damit wurde ein Instrumentarium geschaffen, mit dem die Gemeindeentwicklung fachübergreifend analysiert, dargestellt und vor allem in Richtung Nachhaltigkeit gesteuert werden kann.

Der abstrakte Begriff der Nachhaltigkeit füllt sich so mit Leben und Inhalten und dient als Richtschnur für die kommunale Entwicklung. Nach erfolgreichem Start in Vorarlberg stößt es nun auch in anderen Regionen auf großes Interesse. Die Mitgliedsregionen der „Bodensee Agenda“ sind derzeit in einem 3 Jahre laufenden Projekt dabei, Unternehmen.V zu übernehmen. Außerdem laufen konkrete Gespräche mit den Ländern Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg über eine Übernahme und eine gemeinsame Weiterentwicklung.

Gewinner des Europäischen Dorferneuerungspreises 2002

Der Tradition, dass die Verleihungsveranstaltung der Europäischen Dorferneuerungspreise jeweils in der Region des letzten Siegers ausgetragen wird, kommt das Große Walsertal gerne nach und lädt gemeinsam mit dem Land Vorarlberg die VertreterInnen der 32 teilnehmenden Gemeinden, sowie Interessierte vom Land und Tal ein. „Der UNESCO Biosphärenpark Großes Walsertal freut sich, dass er dieses Jahr Gastgeber für die Verleihung des Europäischen Dorferneuerungspreises 2004 sein darf“, so der Obmann der Regionalplanungsgemeinschaft Großes Walsertal anlässlich der Pressekonferenz am 7.10.2004 in Marul.

Der Biosphärenpark Großes Walsertal war 2002 Sieger des Europäischen Dorferneuerungspreises, der damals unter dem Motto „Grenzen überschreiten“ stand. Von einer internationalen Jury wurde die Arbeit im Großen Walsertal, die gemeindeübergreifend gemäß dem Biosphärenpark Leitbild umgesetzt wird, mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Eine solch begehrte Auszeichnung spornt an – viele neue Projekte konnten in den letzten beiden Jahren mit neuem Schwung in Angriff genommen werden.

In Kooperation mit dem Land Vorarlberg haben die Gemeinden des Tales gemeinsam mit dem Biosphärenparkmanagement alle Hebel in Bewegung gesetzt, um der Verleihung einen würdigen Rahmen zu geben und den 850 Teilnehmern einen unvergesslichen Aufenthalt zu ermöglichen. „Eine solche Großveranstaltung stellt für eine kleine Region wie das Große Walsertal eine große Herausforderung an, die wir aber sehr gerne wahrgenommen haben“, so REGIO Obmann Türtscher.  Umrahmt wird der feierliche Festakt am Donnerstag, den 8.10.2004 mit Alphornklängen und dem  Buchbodner Jugendchor Arc-en-ciel. Verwöhnt werden die Teilnehmer mit einem Buffet aus regionalen Biosphärenpark-Produkten. Am Freitag werden Exkursionen zu den Themen Käse, Architektur, Energie und Wirtschaft, Kultur und Berglandwirtschaft angeboten, damit die Teilnehmer das Große Walsertal besser kennen lernen können und sich über die Projekte im Biosphärenpark informieren können. Am Mittag treffen sich alle zum gemeinsamen Suppenessen, wo es dann auch die Möglichkeit gibt, Walser Produkte als Mitbringsel oder als Proviant für die Heimreise zu kaufen.