16. Europäischer Dorferneuerungspreis geht an das Hofheimer Land

Gemeinde-Allianz Hofheimer Land e.V., Bayern, von internationaler, interdisziplinärer Jury zum Sieger im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2020 unter dem Motto „Lokale Antworten auf globale Herausforderungen“ gekürt; außergewöhnlich hohe Qualität der 26 Einreichungen; Preisverleihung im Mai 2022 in Hinterstoder, Oberösterreich.

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2020 ist – nach etlichen durch die Pandemie bedingten Verschiebungen – entschieden: Eine interdisziplinäre, internationale Jury hat dieser Tage nach einer um­fassenden Begutachtung vor Ort bei der abschließenden Bewertungs­sitzung in München die Gemeinde-Allianz Hofheimer Land e.V., Bayern, Deutschland, zum Sieger gekürt.

„Als Allianz Hofheimer Land e.V bündeln die Gemeinden Aidhausen, Bundorf, Ermershausen und Riedbach, die Märkte Burgpreppach und Maroldsweisach sowie die Stadt Hofheim seit 2008 ihre Kräfte und haben damit den richtigen Weg für die Bewältigung der enormen, aus der ,Zonenrand­lage‘ resultierenden strukturellen Probleme gefunden. Mit dem Schwerpunkt Ortskernrevitalisierung und einer systematischen baulichen, funktionalen und sozialen Innenentwicklung, zu der Maß­nahmen wie etwa die Erhebung des Gebäudeleerstands in allen Allianzkommunen, ein eigenes Förderprogramm für die Nutzung der vorhandener Bausubstanz, kostenlose Architekten-Erstberatung sowie eine Online-Immobilienbörse zählten, konnten über 340 Leerstände durch hochwertige Sanierungen reaktiviert und 45 Hektar Fläche eingespart werden.

Ganz im Sinne des Wettbewerbsmottos sind auch die Aktion „Grünes Klassenzimmer“, die nach­haltige Waldbewirtschaftung der Kommunal- und Privatwälder, die Neuanlage von Waldbiotopen, die Verknüpfung von Landwirtschaft mit Energie zur Generierung regionaler Wertschöpfungs­ketten, die Schaffung standortverträglicher Erwerbsmöglichkeiten, die Sicherungder Nahversorgung durch dezentrale Dorfläden mit Direktvermarktungsangeboten sowie die Gewährleistung der Mobilität mittels BürgerInnenbussen, Mitfahrbänken, Car-Sharing-Modellen, eines gut ausgebauten Radwege­netzes und eines E-Bike-Verleihs. Teilhabe und soziokulturelle Qualitäten werden ebenfalls groß­geschrieben: Die Koordinationsstelle für NeubürgerInnen, der Freundeskreis „Asyl-Hofheim e.V“, Musikfestivals und Ausstellungen sind hierfür beeindruckende Projektbeispiele. Unverzichtbarer Baustein im erfolgreichen Entwicklungsprozess sind das Engagement, die Einbindung und die Weiter­bildung der BürgerInnen, die insbesondere In Zukunftswerkstätten erfolgen. Beispielhaft seien hier die Dorfgemeinschaftshäuser genannt, die nicht nur als Ideenschmiede fungieren, sondern viel­fältige, für das soziale Dorfleben und die Integration wichtige Funktionen beinhalten.

Die klare Entwicklungsstrategie, die abgestimmten Planungsprozesse, die Partizipationskultur und nicht zuletzt der alle AkteurInnen einende Wille, die Zukunft zum Wohle der nachfolgenden Generationen gemeinsam in die eigenen Hände zu nehmen, zeigen, dass im Hofheimer Land lokale Antworten auf globale Fragen auf höchstem Niveau gegeben werden“, heißt es in der Beurteilung der Bewertungskommission.

26 Einreichungen aus ganz Europa auf hohem und höchstem Niveau

Neben dem Sieger erhalten noch sieben weitere Teilnehmer einen „Europäischen Dorferneuerungs­preis in Gold“, mit dem jene Orte ausgezeichnet werden, die durch eine ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität gekennzeichnet sind. An ebenfalls sieben Teilnehmer wird ein „Euro­päischer Dorferneuerungspreis in Silber“ für besondere Leistungen in zahlreichen Bereichen der Dorfentwick­lung, an zehn Teilnehmer ein „Euro­päischer Dorferneuerungs­­preis in Bronze“ für einzelne oder mehrere besonders überzeugende Dorfentwicklungs­projekte verliehen. Aufgrund der ungewöhnlich hohen Qualität der 26 Einreichungen wurde keine „Lobende Anerkennung besonderer Leistungen“ vergeben. (Details zu den Ergebnissen in der Anlage)

Sonderpreis zur Ermutigung

Der Dörfergemeinschaft Dernau, Mayschoss und Rech, Ortsteile der Verbandsgemeinde Altenahr, Rheinland-Pfalz, Deutschland, die im Juli 2021 von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht wurde, das vielen Menschen das Leben kostete und große Teile der gut ausgebauten technischen Infra­struktur sowie attraktive Straßenbilder mit qualitätvoll renovierten und umfunktionierten Altbaubeständen und zeitgemäßer Architektur zerstörte, wurde wenige Monate vor der Katastrophe von einem Jury-Team besichtigt. Dabei beeindruckten die Dörfer nicht nur mit der äußeren Escheinung, sondern auch mit einem beispielhaften sozialen Zusammenhalt, einem vom Miteinander geprägten Engagement und einer außerordentlichen Innovationskraft. Die Jury und die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung sind davon überzeugt, dass diese Stärken das wichtigste Fundament für den sorgsamen und nachhaltigen Wiederaufbau der Orte darstellen und wollen ihre Anteilnahme, ihre Wertschätzung und ihren Glauben an die Erneuerungskraft der Menschen in Dernau, Mayschoss und Rech durch einen „Sonderpreis zur Ermutigung“ zum Ausdruck bringen.

Preisverleihung als Fest der Begegnung und des Voneinander-Lernens

Die Preisverleihung, die den Höhepunkt einer mehrtägigen Veranstaltung mit Dorfbegehungen, Ausstellungen und kulturellen Begegnungen bildet und, so die Pandemie es zulässt, ein großes europäisches Fest sein wird, findet im Mai 2022 in der Siegergemeinde des vergangenen Wettbewerbes, nämlich in der oberösterreichischen Gemeinde Hinterstoder, statt.