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Neues Leben in alten Mauern
24. und 25. April 2008
Das Umweltzentrum in Oberlauterbach, Ortsteil der Stadt Falkenstein in Sachsen, war Gastgeber des 1. Dorferneuerungs-Stammtisches, der Ende April 2008 von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung in Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft veranstaltet wurde. Ein Austragungsort, der dem Thema des Stammtisches “Neues Leben in alten Mauern” mehr als gerecht wurde, gibt er doch als ehemaliges Rittergut ein großartiges Beispiel dafür ab, wie es gelingen kann, eine wertvolle historische Bausubstanz nicht nur fachgerecht zu restaurieren, sondern auch sinnvoll zu revitalisieren.
Im Zentrum des Workshops stand die Auseinandersetzung mit Vor- und Nachteilen von Umnutzung und Neubau in ländlichen Siedlungen und damit ein Teilbereich des wichtigen und umfassenden Themenkomplexes „Siedeln, Bauen und Wohnen“, der in jeder ganzheitlichen Gemeindeentwicklung besondere Aufmerksamkeit genießen sollte, wie ARGE-Geschäftsführerin Theres Friewald-Hofbauer in ihrem Eröffnungsstatement betonte. Denn jeder Lebensraum, ob Haus, Dorf oder Landschaft, gibt Zeugnis von den Erfahrungen, Wagnissen und Sehnsüchten seiner BewohnerInnen und deren Vorfahren, spiegelt deren Lebensalltag und Lebensträume wider und ist damit wesentlicher Kristallisationspunkt für Identität und Identifikation.
Henning Kuschnig, Referent für Dorfentwicklung im Referat für Ländliche Entwicklung des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft, erklärte, dass man in Sachsen vorrangig auf Umnutzungen, die eine Baulandeinsparung im Ausmaß von 3,4 Millionen m2 zu bringen vermögen, setze. „Neubauten werden bei uns daher nicht mehr gefördert“, so Kuschnig, der im Hinblick auf die Landflucht auch dafür plädierte, Dörfer attraktiver für Frauen zu machen.
Mit interessanten Ergebnissen einer Studie, die darauf ausgerichtet war, Neubauten und Umnutzungsobjekte hinsichtlich ihrer Stoff-, Energie-, Emissions- und Kostenbilanzen miteinander zu vergleichen, wusste Wolfram Worm von der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft aufzuwarten. Er verwies darauf, dass es dabei zahlreiche Faktoren wie den baulichen Zustand, Abweichung der Zielnutzung von der ursprünglichen Verwendung, Baukörpergröße etc. zu berücksichtigen gebe, die großen Einfluss auf endgültige Bilanzen hätten, dass aber summa summarum ein bemerkenswert großen Plus für Umnutzungen zu verzeichnen sei.
Peter Schawerda, Konsulent der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, warf einen Blick auf Projekte, die er im Rahmen seiner Jurorentätigkeit im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis kennen gelernt hatte. Etwa auf die Region Artland in Niedersachsen, wo es mit viel Engagement gelungen ist, leer fallende bzw. leer gefallene, Jahrhunderte alte und einzigartige Bauernhöfe unter Wahrung der baukulturellen Substanz und der umgebenden idealtypischen Parklandschaft erfolgreich umzunutzen und zusätzlich durch eine sinnvolle Vernetzung der einzelnen Nutzungsformen zu einer Erhöhung der Wertschöpfung beizutragen. Bemerkenswert auch das niederländische Bredevoort, ein 1600 EinwohnerInnen zählender Ort mit einem denkmalgeschützten, mittelalterlichen Stadtkern, wo es innerhalb von nur fünf Jahren gelang, sich als grenzüberschreitende Bücherstadt zu etablieren und rund 40 leerstehende Gebäude zu mehr als 20 Antiquariaten, einem Buchbinde- und ein Dokumentationszentrum für Regionalgeschichte sowie mehreren Kunstgalerien umzufunktionieren. Ein blühender Kulturtourismus mit höchst positiven Auswirkungen auf Wirtschaft und Landwirtschaft war nur eine der Konsequenzen dieser kreativen Idee.
Über seine reichen Erfahrungen mit dem Landeswettbewerb „Ländliches Bauen“ berichtete dessen Juryvorsitzender, Architekt Dietmar Schröder. Der Wettbewerb wird seit 1993 vom Freistaat Sachsen – seit dem Jahr 2003 gemeinsam mit dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V. – ausgerichtet, um vorbildliche Ergebnisse der Sanierung, der Umnutzung sowie des Neubaus ländlicher und landwirtschaftlicher Wohn- und Wirtschaftsgebäude und anderer landschaftstypischer baulicher Anlagen zu würdigen. Dahinter steht die Intention, künftige Bauherren dazu anzuregen, sich die gelungenen Beispiele als Vorbild zu nehmen. Näheres dazu unter: http://www.smul.sachsen.de/laendlicher_raum/331.htm
Sozialwissenschafterin Ute Roericht von der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft schließlich gewährte Einblicke in die Ergebnisse einer Befragung von Familien hinsichtlich ihrer Vorstellungen von Wohnqualität und an ihre Ansprüche und Erwartungen an das Wohnen. Ihr Resumée mit den Worten einer Befragten: Junge Leute und alte Häuser – das passt zusammen!
Neben den oben genannten Fachleuten waren auch die Teilnehmer – VertreterInnen von Behörden, Vereinen und vor allem Gemeinden und Dörfern, die an einem der Wettbewerbe um den Europäischen Dorferneuerungspreis teilgenommen haben – eingeladen, über einzelne Projekte und ihre Erfahrungen mit Renovierung, Umnutzung und Revitalisierung von alten Bausubstanzen zu berichten. Bürgermeister Willibald Kessler aus Lupburg Bayern), Architekt Norbert Seitz vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz (Bayern), Bürgermeister Reinhard Falke aus Ummendorf (Sachsen-Anhalt), Bürgermeisterin Gisela Schöley aus Neustadt im Vogtland (Sachsen), die Vereinsobleute Walter Hammerl und Franz Höfer aus Schönbach (Niederösterreich) und Rainer Jessen von der Gesellschaft zur Förderung musischer Erziehung e.V. (Brandenburg) machten davon Gebrauch und spannten dabei einen weiten thematischen Bogen von denkmalgeschützten Einzelobjekten für private Wohnzwecke zu umfassenden kommunalen und lokalen Revitalisierungsprojekten für kulturelle, soziale, wirtschaftliche oder wohnliche Nutzung.
Angeregte Diskussionen und vielfältiger Erfahrungsaustausch der TeilnehmerInnen rundeten den Dorferneuerungs-Stammtisch ab und mündeten in der Erkenntnis, dass die Planung des zweiten Stammtisches bald in Angriff genommen werden sollte
Das Wesentliche ist oft nur spürbar …
29 ausgewählte Dörfer, Gemeinden bzw. Regionen haben sich dem Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2008 und seinen Kriterien gestellt. Eine große Herausforderung für die Teilnehmer, aber auch für die JurorInnen, vor allem angesichts der Tatsache, dass außergewöhnliche Qualität und Zukunftsfähigkeit oft erst auf den zweiten Blick sichtbar werden, wenn nicht überhaupt nur spürbar sind.
Umso bedeutender ist es, dass dieser Wettbewerb von einer Jury entschieden wurde, die von vielseitiger Sachkompetenz, ausgeprägter Sensibilität und einem Höchstmaß an Verantwortungsbewusstsein gekennzeichnet ist.
Das sind sie, die JurorInnen 2008:
Josef Attenberger Johan W. Boekhoven
Ivona Cimermanová Hannes Clauß
Angelika Diesenreiter Beatrix Drago
Alfons Dworsky Jan Florian
Camille Gira Peter Haider
Klaus Juen Charles Konnen
Carlo Lejeune Marija Markes
Karl Mayr Heike Roos
Peter Schawerda Hartwig Wetschko
Dorferneuerungsstudienfahrt 2007
8. bis 11. Oktober 2007
Best Practice in Salzburg und Bayern
Die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung veranstaltete zusammen mit der „Gemeindeentwicklung Salzburg“ eine Fachexkursion nach Salzburg und Bayern. DorferneuerungsexpertInnen aus Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, der Steiermark und dem Burgenland, der Slowakei und der Wojwodschaften Niederschlesien, Oppeln und Schlesien nahmen daran teil und konnten Zukunft weisende Problemlösungen in den vorgestellten Modellprojekten kennen lernen. Zur Vertiefung der Impulse aus den Besichtigungen wurde ein Workshop abgehalten.
Dort könnte das Motto lauten: Brücken zwischen den von „Verinselung“ bedrohten Generationen im Dorf schlagen. Durch die gesellschaftlichen Veränderungen in unserer Zeit spielt sich das soziale Leben immer mehr in gleichartigen Gruppen ab. Jung und Alt leben vielfach aneinander vorbei. Elixhausen will da gegensteuern und zieht soziale Netzwerke ein. Kinder, Jugendliche, Erwachsene, ‘junge Alte“ und hoch betagte Menschen sollen voneinander lernen und damit voneinander profitieren.
“Junge Alte“ liefern das Mittagessen in Kindergarten und Schule, die Bücherei veranstaltet Märchenstunden für Kinder und Seniorlnnen, der Hilfsdienst kümmert sich um die ältere Generation, der Ferienpass bietet den Kids ein buntes Programm und vieles mehr wie ein begehbarer Adventkalender, die Schaffung einer „barrierefreien Gemeinde“, eine Ideen- und Kummernummer, Erhalt und Pflege der Trachten, auch jener der nach 1945 eingewanderten Siebenbürger Sachsen, ein Sportfest mit Bewerben quer durch die Generationen, ein Skulpturenpark, ein „Erzählcafe“. In der Gesamtschau eine gezielte Förderung von generationenübergreifenden Begegnungs- Erfahrungs- und Erlebnisräumen in der Gemeinde
Für den Erfolg war offenbar ein Bonussystem für freiwilliges soziales Engagement entscheidend. Diese Initiative bewertet und dokumentiert freiwillige ehrenamtliche Arbeit vor allem von Jugendlichen, Frauen und Arbeitslosen im erwerbsfähigen Alter und wird von zahlreichen Betrieben der Gemeinde unterstützt. Der so genannte „Sozialausweis“ mit dem dazugehörigen „Sozialkonto“, dient neben einigen Vergünstigungen bei Angeboten im Sozialbereich vor allem auch dazu, die ehrenamtlichen Helfer mit ihren Leistungen durch eine neue Kultur von öffentlichkeitswirksamer Anerkennung aufzuwerten und für alle sichtbar werden zu lassen
1800 Einwohner zählt die am Obertrumer See gelegene Gemeinde im Nahbereich der Stadt Salzburg. See und reich strukturierte bäuerliche Kulturlandschaft sind die Basis, um die sich verschiedenste Initiativen entwickelt haben.
„Tür an Tür mit der Natur“ ist die eine Schiene – die Seehamer Landwirte gehen sorgsam mit ihrem natürlichen Lebensraum um. Der hohe Anteil der kontrolliert biologisch arbeitenden Betriebe ist bemerkenswert. Ebenso die Qualität der „Urlaub am Bauernhof“ Anbieter. Mit dem Öko-Kultur-Projekt Teufelsgraben eröffnet sich eine mystisch-mythologische Erlebniswelt. Der Natur-Erlebnis-Weg, der Wildkarwasserfall mit der Kugelmühle und die Röhrmoosmühle sind neben vielen anderen Erlebnisangeboten Zeichen des harmonischen Zusammenspiels von Natur, Kultur, und Wirtschaftlichkeit.
Die kulturelle Verbindung von Tradition und Moderne hat als Kristallisationspunkt die bereits zur Institution gewordene Seebühne Seeham. Ein buntes Programm aus historischer und zeitgenössischer Kunst, mit viel Musik, Humor und kreativem Bühnenbau ist das Erfolgsrezept dieser Bühne, die ins Wasser hineingebaut ist. Ein Dorf spielt hier Theater.
Ein Projekt der besonderen Art ist die fachgerechte Sanierung des Schmiedbauernhofs, eines kulturhistorisch wertvollen Objektes. Durch die Neugestaltung wird sich eine zukünftige Nutzung als Gemeinde-, Kultur-, Veranstaltungs- und Handwerks- und Biobauernzentrum ergeben. Gleichzeitig ist durch den umgebenden großzügigen Freiraum auch optisch eine räumlich klare dörfliche Mitte entstanden.
Die Impulsregion Salzburger Seenland
Zu den großen Herausforderungen aller drei „Impulsregion 21-Gemeinden“ gehört die Nähe zur Stadt Salzburg, ein wirtschaftlicher Ballungsraum mit enormer Sogwirkung. Es braucht gute Ideen, um sich in diesem Wettbewerb zu behaupten und eine starke „Identität nach innen“, zu entwickeln. So haben sich innerhalb des regionalen Projektes „Salzburger Seenland“ die 3 Gemeinden Mattsee, Neumarkt und Schleedorf 2005 zur Impulsregion 21 zusammengeschlossen. Unter breiter Beteiligung der BürgerInnen wurden „Gemeindeleitbilder zur Nachhaltigkeit“ entwickelt und vorbildhafte Projekte umgesetzt. Das gemeinsame Exkursionsservice bringt viele Interessierte in die Kleinregion. In dem damit verbundenen Austausch mit anderen „Zukunftsdenkern“ können alle voneinander lernen: die BesucherInnen und die Gastgeber. Die enge Zusammenarbeit der 3 Gemeinden hindert diese aber nicht an der Teilnahme am größeren Regionalprojekt. So werden Kräfte sowohl nach innen aber auch nach außen gebündelt und vernetzt.
Die Stadtgemeinde Neumarkt liegt etwa 20 km von der Stadt Salzburg entfernt. Der Ort verfügt über drei große Gewerbegebiete, ein Gesundheitszentrum, einige Interessenvertretungen und Behörden, mehrere Schulen, hat eine ausgewogene Wirtschaftsstruktur und eine verkehrsgünstige Lage. Laut Regionalprogramm nimmt sie eine Reihe gemeindeübergreifender Aufgaben wahr. Neumarkt ist auch zum Wohnen attraktiv. Die „Wohlfühlqualität“ soll auch in Zukunft ein starkes Kennzeichen von Neumarkt sein.
Umgesetzt wurden vorbildhafte und zukunftweisende Initiativen: Aktivitäten im Energiebereich, die moderne und bürgernahe Gemeindeverwaltung, Modellprojekte im Sozialbereich, Mut zu zeitgemäßer Architektur, Einsatz für einen intakten Naturraum und für eine naturnahe Landwirtschaft, Initiativen zur Vitalität des Ortskerns sowie kreative und vielseitige Projekte im Kulturbereich mit einem engagiertem Impulszentrum, dem Museum Fronfeste und seinem Kunstvermittlungsprogramm.
Die Marktgemeinde Mattsee soll gemäß dem Regionalprogramm als Kernzone für Tourismus und Naherholung sowie als naturlandschaftliche Ruhezone fungieren. Mit den Schwerpunkten „Natur und Kultur“ hat sie bereits jetzt wirtschaftlich und sozio-kulturell viel bewegt.
Die wichtigsten Leitprojekte sind das Schloss Mattsee als regionales Kulturzentrum, die Leonardo Kunstakademie, die Genussakademie, das Schlosscafé, das renovierte Strandbad mit den Außenanlagen, die Weyerbucht als naturaktive Freizeitfläche für Jung und Alt und schließlich der Naturpark Buchberg. Darüber hinaus hat Mattsee Vorbildwirkung als „lebens- und familienfreundliche Gemeinde“ mit zahlreichen soziokulturellen Initiativen.
Die Dorfgemeinde Schleedorf ist heute vielfach ausgezeichnet, obwohl sie noch vor etwa 20 Jahren zu den zwei strukturschwächsten Gemeinden im Land Salzburg zählte. Seit 1997 bezeichnet sie sich als „Schaudorf Schleedorf“ und ist ein beliebtes Exkursionsziel für etwa 40.000 Tagesgäste aus dem In- und Ausland geworden. Neben den Ausflugsgruppen sind es immer mehr MultiplikatorInnen der Nachhaltigkeit, die sich hier Anregungen holen. Die 1. Österreichische Bio-Schaukäserei, das Aktivmuseum AgriCultur, die Schaubäckerei und die Schauschmiede, das Haus der Dorfgemeinschaft, die Zusammenarbeit mit örtlichen Gewerbe- und Gastronomiebetrieben, die Aktivitäten im Energiebereich und die sozialen „Beispielprojekte“ sind nur einige der Besonderheiten, die von den BewohnerInnen und den BesucherInnen geschätzt werden.
Weyarn – Nachhaltige Zukunftsarbeit mit den BürgerInnen
Basis des Weyarner Weges ist die Bürgerbeteiligung! Eigene Identität kann nur durch Viele bewusst gemacht werden und geht nicht von oben nach unten, sondern nur von unten nach oben.
Weyarn ist ein Dorf im Einflussbereich der Landeshauptstadt München mit etwas über 3000 Einwohnerlnnen auf 47 Quadratkilometern in 20 Dörfern und einer ländlichen Struktur mit reicher Geschichte. Durchzogen von großen Verkehrsadern erlitt die Kommune in den 70-iger und 80-iger Jahren den klassischen Infrastrukturverlust vieler ländlicher Gemeinden. Resignation und Gefahr der Verstädterung waren die Folge.
Mit dem Weg der bayerischen Dorferneuerung und deren klassischen Methoden der Partizipation, der professionellen Begleitplanung und einem effizienten Bodenmanagement begann ein spannender Prozess. Mit gelebter Bürger- und Sozialkultur gelang es, die ländliche Struktur nicht nur zu erhalten, sondern zu stärken. Bürgerwerkstätten wurden flächendeckend einberufen. Arbeitskreise entstanden. Sie haben sich Zeit genommen zur Bestandsaufnahme, haben Stärken und Schwächen analysiert, Potenziale gesehen und vernetzt. Leitbilddiskussionen folgten – in den Arbeitskreisen und vernetzt darüber hinaus. Aus den Leitbildern entstanden umfangreiche Maßnahmenkataloge. Für die Maßnahmen wurden Prioritäten erarbeitet und schließlich mündete das in einem Gemeindeentwicklungsprogramm.
Bürgerbeteiligung – das ist das Ergebnis des Weyarner Weges – ist effizient. Dafür gibt es Beispiele, wie ein dezentrales Gewerbekonzept mit einem Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten, eine Schule als Gemeinschaftsprojekt von Kindern, Eltern und Lehrern, die Verabschiedung von Landschaftsplänen in Übereinstimmung mit allen Beteiligten, oder nach breit geführter Diskussion die Resäkularisierung eines Klosters und vieles andere mehr.
Daraus hat sich eine neue politische Kultur entwickelt. Die Kommune verabschiedet sich aus der Rolle des Vollversorgers für alle Probleme des täglichen Lebens und wird professionelle „Entwicklungsagentur“, die den Menschen jenen Raum geben, in dem sie den Mut zum Träumen haben und die Kraft zum Handeln nutzbar machen können und in dem Vielfalt in Freiheit zugelassen wird.
Abschließender Workshop zur Exkursion
Workshop
Als Abschluss wurde in Weyarn ein Workshop mit den ExkursionsteilnehmerInnenn abgehalten. Ziel war, die gewonnenen Eindrücke zu formulieren und auf deren brauchbare Anwendung für die jeweiligen Aufgabenstellungen der TeilnehmerInnen zu überprüfen. Dazu gab es eine Gruppenarbeit in drei sprachlichen Gruppen: deutschsprachig, tschechisch & slowakisch und polnisch. Die TeilnehmerInnen sollten die einzelnen Exkursionspunkte durchdenken, diskutieren und Antworten erarbeiten. Hier das Ergebnis in Stichworten
„Highlights“ der Exkursion:
Deutlich gewordene Gelingensfaktoren:
Konkrete Anregungen:
Europäischer Dorferneuerungspreis 2008 – Kriterien
Die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung rief zum zehnten Mal zur Teilnahme am Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis auf. Der Wettbewerb ist geleitet von der Intention, besonders herausragende und beispielhafte Aktivitäten und Initiativen im Bereich einer ganzheitlichen Landentwicklung und Dorferneuerung „vor den Vorhang“ zu bitten und – unter Berücksichtigung des ökonomischen und kulturellen Kontextes – zu prämieren.
Vorrangiges Kriterium ist, dass die gesetzten Maßnahmen gemäß dem „Leitbild für Landentwicklung und Dorferneuerung in Europa“ und im Sinne der Lokalen Agenda 21 darauf abzielen, zu einer nachhaltigen Stärkung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume beizutragen. Das Motto des Wettbewerbes „Zukunft durch gesellschaftliche Innovationen“ forciert jene Dörfer und ländlichen Kommunen in Europa, die den vielfältigen Veränderungen der Sozialgemeinschaft Dorf durch zeitgemäße, menschengerechte und finanziell leistbare Projekte Rechnung tragen.
Teilnahmebedingungen
Pro Land bzw. Region war nur eine Nennung – eines Dorfes oder einer (Verbands-) Gemeinde oder einer Kleinregion – möglich. Nennungsberechtigt waren die für die Dorferneuerung und Landentwicklung der jeweiligen Staaten, Länder und Regionen zuständigen PolitikerInnen bzw. ReferentInnen, aber auch Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs), sofern keine Einreichungen von offizieller, behördlicher Stelle vorlagen.
Termine
1. Februar 2008: Einsendeschluss für Bewerbungsunterlagen
März 2008: 1. Bewertungssitzung der Jury
Mai/Juni 2008: Bereisung aller Teilnehmerorte durch Jurygruppen
Juni 2008: 2. Bewertungssitzung der Jury, Beschlussfassung
26. September 2008: Preisverleihung in Koudum, Niederlande
Preise
Es werden keine Geldpreise, sondern Preisobjekte wie Plaketten und Urkunden vergeben.
Beurteilungskriterien
A. ORIENTIERUNG und STRATEGIEN
B. METHODEN
C. INHALTE
D. MOTTOGERIGKEIT
Information
Theres Friewald-Hofbauer, Projektleitung
Tel.: +43/1/533 84 01-14; Fax: +43/1/533 84 01-20.;
E-Mail: friewald@clubnoe.at
Gabriele Gober, Sekretariat
Tel.: +43/1/533 84 01-10; Fax: +43/1/533 84 01-20;
E-Mail: info@clubnoe.at
Good Practice Meets Best Practice
Im Mittelpunkt der im Sommer 2007 erschienenen „Dorferneuerung international – good practice meets best practice“ Nummer 17 stehen die Teilnehmer am Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006, wodurch sich diese Publikation als eine Sammlung besonders beispielhafter und herausragender Projekte ländlicher Entwicklung in verschiedenen europäischen Regionen präsentiert.
Darüber hinaus nehmen die mit Unterstützung der Europäischen Kommission, Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, im September 2006 in Ummendorf, Sachsen-Anhalt, anlässlich der Verleihung der Europäischen Dorferneuerungspreise durchgeführten Veranstaltungen sowie Informationen über die Europäische Union und die Gemeinsame Agrarpolitik eine zentrale Rolle ein.
In Ergänzung dazu werden auch Blitzlichter auf den 6. Europäischen Dorferneuerungskongress in Kamien Slaski sowie auf den Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2008, der Mitte 2007 ausgelobt wurde, geworfen.
Bestellungen richten Sie bitte an info@clubnoe.at
Rural Development: Good practice met best practice
Juni 2007
Ergebnisse einer Evaluierung des Wettbewerbes um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006
Um aus Fehlern zu lernen, um Ideen und Anregungen für neue Aktivitäten zu finden und um die Eindrücke der Teilnehmer festzuhalten, unternahm die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung den Versuch einer Evaluierung des Wettbewerbes um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006.
Neben Fragebögen, die an alle Teilnehmer an den von der Europäischen Union, GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, geförderten Veranstaltungen in Ummendorf (im Rahmen der Preisverleihung) ausgegeben wurden, stand dabei eine Befragung der Repräsentanten der teilnehmenden Orte mehrere Monate nach Abschluss der Aktion im Vordergrund. Dieser späte Zeitpunkt sollte verhindern, dass nur emotional geantwortet wird. Er sollte aber auch Zeit dafür geben, längerfristige Auswirkungen zu erkennen und eventuell gewonnene Projektideen zu realisieren.
Inhaltlich ging es darum zu eruieren, inwieweit die Maßnahme auf das qualitative Niveau und die Zahl der Entwicklungsmaßnahmen Einfluss genommen hat und inwieweit durch Workshops, Referate, Erfahrungsaustausch, Exkursionen, Ausstellung, Dokumentationsband und das Kennenlernen anderer Projekte ländlicher Entwicklung ein Mehr an Wissen, Sensibilisierung und Motivation betreffend Bedeutung und Intentionen der Gemeinsamen Agrarpolitik gewonnen werden konnte. Außerdem wurde nachgefragt, ob es Bestrebungen und Aktivitäten zu einem längerfristigen Erfahrungsaustausch bzw. zu Kooperationen mit einzelnen oder mehreren im Rahmen der Maßnahme präsentierten Gemeinden gibt.
Folgende Fragen wurden gestellt:
1. Nahm die Maßnahme Einfluss auf das Geschehen in Ihrem Dorf/ Ihrer Gemeinde/ Ihrer Region? Falls ja, in welcher Form (Qualität, Inhalte, Methoden …)?
2. Wurden Sie zu neuen Projekten angeregt? Falls ja, welcher Art?
3. Gibt es in Ihrem Dorf/ Ihrer Gemeinde/ Ihrer Region Bestrebungen zu einem längerfristigen Erfahrungsaustausch bzw. zu Kooperationen mit einzelnen oder mehreren im Rahmen der Maßnahme präsentierten Gemeinden?
4. Trug die Maßnahme dazu bei, Ihr Verständnis für die ländliche Entwicklung als wesentlicher Bestandteil der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union zu vertiefen?
5. Welche Veranstaltungen sollte die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung in nächster Zeit durchführen, um die im Rahmen der Maßnahme gewonnenen Eindrücke, Informationen und Erfahrungen zu vertiefen und zu verbreitern?
Die Rücklaufquote (14 von 30) wird als durchaus zufrieden stellend eingeschätzt, auch die geografische Streuung – Niederlande, Slowakei, Italien, Luxemburg, Slowenien, Ungarn, Belgien, mehrere deutsche Länder und mehrere österreichische Bundesländer – ist positiv zu sehen.
Besonders beeindruckt und gestärkt sind wir aber von der Qualität und der Substanz der Antworten, die dem Wettbewerb inklusive begleitender Veranstaltungen in vielfacher Hinsicht ein äußerst positives Zeugnis ausstellen. Dies umso mehr, da wir wissen, dass viele Fragebögen nicht von einer Person ausgefüllt wurden, sondern mehrfach das Ergebnis vorausgegangener Besprechungen, Diskussionen und Meinungsbildungsprozesse sind.
Die Ergebnisse im Detail:
Fragen 1 und 2:
Frage 3:
Insgesamt scheinen die Kommunen und Regionen dem europaweiten Erfahrungsaustausch, allem voran durch das Kennenlernen von Best-Practice-Beispielen und deren Trägern, große Bedeutung hinsichtlich ihrer Information, Animation und Motivation beizumessen. Tatsächliche Kooperationen geht man aber im Hinblick auf Effizienz, Bedarfslage und nicht zuletzt auch (Zeit-)Ökonomie eher in der näheren Umgebung, mit Nachbargemeinden, in einer LAG ein.
Frage 4:
Frage 5:
Abschließend wurden die Gemeinden gebeten, gegebenenfalls ein generelles Resumée zu geben, was einige auch getan haben. Sie werden nachfolgend im Originalwortlaut wiedergegeben:
“Beim Wettbewerb zum Europäischen Dorferneuerungspreis 2006 war Schwarzach „Sieganwärter“ und erhielt das Prädikat „Europäischer Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“. Diese Auszeichnung hat für Schwarzach sehr große Bedeutung, weil damit viele Jahre Entwicklungsarbeit und ein jahrzehntelanges Bemühen um ein attraktives Dorf, in dem man gerne wohnt und arbeitet, gewürdigt wurden.
Die Erarbeitung der Bewerbungsunterlagen führte uns in der Gemeinde nochmals in diese Bemühungen der Vergangenheit und zeigte uns aus heutiger Sicht, dass die beschrittenen Wege die richtigen waren. Viele kleine Projekte erhielten in der Gesamtüberschau einen neuen Stellenwert und zeigten, wie aus Mosaiksteinen ein durchaus bedeutungsvolles Bild werden kann, das auch gut ist für eine europaweite Auszeichnung.
Die Teilnahme unseres Gemeindevorstandes an der Verleihungszeremonie in Ummendorf/Sachsen-Anhalt, die damit verbundene Projektausstellung, die Workshops, Informationen und Exkursionen haben uns Wissen um die vielen Möglichkeiten anderer zukunftsorientierter Gemeinden vermittelt. Vor allem profitierten wir von Beispielen des Sozialwesens und der Förderung von Dorfgemeinschaften, wofür die Gastlichkeit und das Engagement der Ummendorfer selbst das schönste Beispiel war.”
“Die Beteiligung am Wettbewerb zum Europäischen Dorferneuerungspreis 2006 hat uns viele neue Perspektiven eröffnet. Die Besinnung der Orte auf die je eigenen Kräfte und Ausgangsvoraussetzungen können dargestellt, gebündelt und präsentiert werden. Besonders wichtig ist die länderübergreifende gemeinsame Vertretung der Interessen des ländlichen Raums gegenüber den politischen Entscheidungsträgern in den Hauptstädten, die sehr häufig eine größere Affinität zu den Metropolen darstellen.”
„Mit der Teilnahme am Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006 hatten die Bürgerinnen und Bürgern des Bohnentales die Möglichkeit ihre bisherige Arbeit der internationalen Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Teilnahme an der Preisverleihung in Ummendorf war für unsere Delegation eine tolle Erfahrung, die uns ermutigt auf dem eingeschlagenen Weg weiter zu machen.“
„,Wandel als Chance’ ist ein hervorragender Impulsgeber und Leitfaden für unsere Gemeindeentwicklung.“
Ergänzend bzw. alternativ zu den Fragebögen haben einige Gemeinden und Teilnehmer ihre Eindrücke „formlos“ in Briefen und Mails zum Ausdruck gebracht. Sie bestärken uns in reichem Maße darin, den Weg der Informationsverbreitung und Bewusstseinsbildung über Best-Practice-Beispiele und Erfahrungsaustausch gepaart mit einem hohen Maß an Emotionen fortzusetzen.