Europas führende Dorferneuerungsorte prämiert!

25. bis 27. September 2008

Seit 1990 ruft die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung alle zwei Jahre zum Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis auf. Heuer ging diese begehrte Auszeichnung erstmals nach Italien, und zwar an die 5.200 EinwohnerInnen zählende Gemeinde Sand in Taufers in Südtirol. „Sie stellt mit mutigen gesellschaftlichen Innovationen im Rahmen einer nachhaltigen und ganzheitlichen Gemeindeentwicklung eindrucksvoll unter Beweis, dass sie willens ist, ihre Zukunft selbst zu gestalten“, betonte die Geschäftsführerin der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Theres Friewald-Hofbauer, Wien, bei der Verleihung der Europäischen Dorferneuerungspreise 2008 im friesländischen Ort Koudum, Niederlande, dem Gewinner des Wettbewerbes 2006.

Dem Festakt wohnten neben einer Reihe hochrangiger Persönlichkeiten und rund 850 Dorferneuerungsaktivisten aus zahlreichen europäischen Staaten auch der Beauftragte der Königin der Provinz Friesland, Johannes Arnoldus Jorritsma, und der 2. Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Wojewode Riszard Wilczynski, Opole, Polen, bei. Workshops, Exkursionen und ein grandioses Fest der Begegnung, das sich über den ganzen Ort erstreckte und drei Tage andauerte, rundeten das Programm der Veranstaltung ab, die von der Europäischen Kommission, Generaldirektion Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung, gefördert und von der ARGE in Kooperation mit Koudum, der Gemeinde Nijefurd und dem Club Niederösterreich durchgeführt wurde.

Sand in Taufers – eine basisdemokratische Bildungsgemeinde

Die Erneuerungsbewegung von Sand in Taufers basiert auf der Erkenntnis, dass Bildung und Weiterbildung der Schlüssel zu einer nachhaltigen Gemeindeentwicklung sind und dass der Ideenreichtum der BürgerInnen – neben der naturräumlichen und wirtschaftlichen Gunstlage – die wertvollste Ressource der Kommune darstellt. Gemäß diesem innovativen Ansatz und dem Anspruch auf Ganzheitlichkeit besticht Sand in Taufers durch eine Vielzahl an Projekten, die miteinander vernetzt, aufeinander abgestimmt und in kommunale und regionale Konzepte eingebunden sind. Sie präsentieren sich als markante Stationen auf dem Weg zu einer basisdemokratischen Bildungsgemeinde mit hoher Lebensqualität. Soziale, wirtschaftliche, kulturelle und ökologische Aspekte werden dabei als gleichwertig behandelt.

Die gesetzten und projektierten Maßnahmen sind von einer klaren Innovationsorientierung und einem sehr hohen Problembewusstsein, insbesondere für Anliegen des Klimaschutzes und für neue Anforderungen infolge eines permanenten gesellschaftlichen Wandels, gekennzeichnet.

Wettbewerbsprojekte von Nachhaltigkeit und Ganzheitlichkeit geprägt

Der 10. Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis stand unter dem Motto „Zukunft durch gesellschaftliche Innovationen“ und zeichnete sich durch eine große Teilnehmerzahl (29 Orte bzw. Gemeinden bzw. Mikroregionen aus ebenso vielen europäischen Regionen) sowie ein außerordentlich hohes Niveau aus. Unter vielen guten Projekten wurden die zehn besten, die mit zu den Sieganwärtern gezählt hatten, mit einem „Europäischen Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“ ausgezeichnet. 18 Teilnehmer dürfen sich über einen „Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“ freuen.

Ziel des Wettbewerbes war es, besonders herausragende und beispielhafte Aktivitäten und Initiativen der Dorf- und Gemeindeentwicklung „vor den Vorhang“ zu bitten und unter Berücksichtigung des ökonomischen und kulturellen Kontextes zu prämieren. Vorrangiges Kriterium war, dass die gesetzten Maßnahmen gemäß dem „Leitbild für Landentwicklung und Dorferneuerung in Europa“ und im Sinne der Lokalen Agenda 21 darauf abzielen, zu einer nachhaltigen Stärkung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume beizutragen. Das Motto des Wettbewerbes 2008 – „Zukunft durch gesellschaftliche Innovationen“ – war als Signal dafür gedacht, einen besonderen Fokus auf die soziale Dimension der Lebensqualität zu legen. Es sollte dazu anregen, sich sehr bewusst mit den vielfältigen Veränderungen der Sozial-gemeinschaft Dorf auseinander zu setzen und Antworten auf den demografischen Wandel, auf neue Rollenbilder und neue Familienstrukturen zu suchen.

Bewertet wurden neben der äußeren Erscheinung vor allem die inneren Qualitäten der Dörfer. Fragen der Architektur, der Siedlungsentwicklung, der Ökologie und der Energieversorgung spielten dabei ebenso eine Rolle wie soziale Einrichtungen, kulturelle Initiativen und Bemühungen um eine wirtschaftliche Entwicklung. Wesentlich dabei waren ein ganzheitlicher Ansatz, eine Orientierung in Richtung Nachhaltigkeit und eine von Bürgerbeteiligung, Eigeninitiative und Kooperations-bereitschaft geprägte Methodik.

Europäischer Dorferneuerungspreis – Lobbying für den Ländlichen Raum

„Ich bin sehr froh, dass die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung den Europäischen Dorferneuerungspreis kontinuierlich seit 1990 vergibt. Denn dieser Wettbewerb fördert die Europäische Integration und trägt wesentlich dazu bei, dass die ländlichen Räume Europas auf der politischen Tagesordnung bleiben“, so ein Kommentar des „Gastgebers“ und Königlichen Kommissars J.A. Jorritsma.