Europäische „Champions-League“ der Dörfer feiert ihren Sieger

Die Graubündner Gemeinde Vals, Schweiz, gewinnt den Europäischen Dorferneuerungspreis 2012. Mehr als 1.000 DorferneuerungsakteurInnen aus ganz Europa wohnten vom 20. bis 22. September 2012 der stimmungsvollen Preisverleihung im Cubus Wolfurt, Vorarlberg, bei und erlebten auf dem „Marktplatz Europa“ in Langenegg, einer Art Zeltdorf, in dem sich die 29 teilnehmenden Gemeinden aus zwölf Staaten sowie einige Leader-Regionen aus Österreich und Deutschland präsentierten, die Vielfalt der ländlichen Räume Europas und deren Menschen.

Das diesjährige Motto des Europäischen Dorferneuerungspreises, der alle zwei Jahre von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung durchgeführt wird, lautete „Der Zukunft auf der Spur“ und sprach damit besonders jene Kommunen an, die auf ganzheitliche, ökonomische, ökologische, gesellschaftliche und kulturelle Aspekte einschließende Weise Maßnahmen gesetzt haben, die ihre Zukunftsfähigkeit entscheidend verbessern. Der österreichische Bundesminister für Landwirtschaft und Umwelt, Niki Berlakovich, betonte in seiner Rede beim Festakt zur Preisverleihung die Wichtigkeit vitaler ländlicher Regionen, die nur durch aktive Menschen zu verwirklichen seien. Die Möglichkeit zu Mitbestimmung und Mitentscheiden bei Entwicklungsprozessen sei dabei eine zentrale Voraussetzung. Der Europäische Dorferneuerungswettbewerb zeige darüber hinaus deutlich auf, wie wichtig Pioniergeist sei und dass aus Visionen handfeste Projekte entwickelt und verwirklicht werden können.

Dem Festakt wohnte neben einer Reihe anderer hochrangiger Persönlichkeiten und rund 1.000 DorferneuerungsaktivistInnenen aus über 30 europäischen Staaten auch der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner bei, der in seinen Grußworten, dass Kommunen und Regionen wichtige Stützen der europäischen Integration seien und dass von der Begegnung und dem Dialog vor Ort auf der einen Seite und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit andererseits alle Beteiligten profitieren würden. „Es geht darum, gemeinsam tragfähige und effiziente Antworten auf gegenwärtige und künftige Herausforderungen zu formulieren“, betonte Wallner. Konferenzen, Workshops, Open Space, Exkursionen, eine Ausstellung der Wettbewerbsprojekte auf dem „Marktplatz Europa“ ergänzten das Programm und ließen Langenegg zum Schauplatz für ein grandioses dreitägiges Fest der Begegnung werden.

Erstmals Schweizer Gewinner

Die rund 1.000 BewohnerInnen des Siegerdorfes Vals verstehen es hervorragend, dafür Sorge zu tragen, dass die sie umgebende Natur als Basis für ökonomisches Handeln geschützt und auch für künftige Generationen erhalten bleibt. Im vormals reinen Bauerndorf Vals spielen die Land- und die Forstwirtschaft nach wie vor eine bedeutende Rolle. Man hat sich der biologischen, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Bewirtschaftung und Vermarktung verschrieben. Die Stromversorgung stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen, nicht zuletzt deshalb, weil man sich früh für die Errichtung eines Wasserkraftwerkes entschieden hat. Mit dem Tourismus sowie einem breit aufgestellten wirtschaftlichen Leben, das besondere Impulse durch die Nutzung der Valser Mineralwasserquellen und den Abbau des Valser Quarzit erfährt, mit zahlreichen kleinen und mittleren Gewerbe-, Dienstleistungs- und Handwerksbetrieben haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zusätzliche Erwerbsquellen für die ansässigen EinwohnerInnen erschlossen und das Dorf für ZuzüglerInnen attraktiver gemacht. Besondere Wege ist man im Tourismus gegangen, in dem man bewusst der Qualität Vorrang vor der Quantität gegeben hat. Mit dem Bau der mittlerweile weltberühmten Therme des Architekten Peter Zumthor wurde Mut zu zeitgenössischer Architektur unter Verwendung des lokal vorhandenen Baumaterials Stein bewiesen, weitere Beispiele moderner Architektur folgten und sind Teil der Valser Identität geworden. Gleichzeitig werden traditionelle Bauformen nicht nur bewahrt, sondern dienen auch als Inspiration für das zeitgemäße Bauen, wodurch ein einheitliches Erscheinungsbild gegeben ist.

Vals ist durch eine ausgesprochen offene, pluralistische Gesellschaft geprägt und zeichnet sich einerseits durch ein reges Vereinsleben und andererseits auch durch zahlreiche Maßnahmen zur Einbindung aller Bevölkerungsteile, Generationen sowie beider Geschlechter aus besonderes Augenmerk wird einerseits Kindern, andererseits älteren Menschen geschenkt. Eine gute Infrastruktur in den Bereichen Nahversorgung und medizinische Dienstleistungen ist vorhanden, umfassende Barrierefreiheit sowie ein reiches kulturelles und künstlerisches Angebot erhöhen die Lebensqualität in bedeutendem Umfang.

Enorm hohe Qualität aller teilnehmenden Dörfer

Neben der Siegergemeinde Vals haben es noch weitere elf Gemeinden oder Orte in die höchste Kategorie geschafft, die jene Teilnehmer umfasst, die sich durch eine ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität auszeichnen. An weitere elf Teilnehmer wurde der Preis für besondere Leistungen in mehreren Bereichen der Dorfentwicklung verliehen. Sechs Gemeinden oder Orte durften sich über den Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in einzelnen Bereichen der Dorfentwicklung freuen.

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis wurde 1990 von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung mit dem Ziel, den Erfahrungsaustausch zu fördern, Europas Zusammenwachsen zu begünstigen und die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der ländlichen Regionen der europäischen Öffentlichkeit bewusst zu machen, ins Leben gerufen. Er wird seit 1990 im 2-Jahresrhythmus veranstaltet und bewertet neben der äußeren Erscheinung vor allem die inneren Qualitäten der Dörfer und Gemeinden, also Aktivitäten im Sinne einer Standort angepassten wirtschaftlichen Entwicklung, die Schaffung zeitgemäßer sozialer Einrichtungen, die Auseinandersetzung mit Architektur, Siedlungsentwicklung, Ökologie und Energieversorgung sowie kulturelle Initiativen und Weiterbildungsmaßnahmen. Wesentlich dabei sind ferner ein ganzheitlicher Ansatz, eine Orientierung in Richtung Nachhaltigkeit und eine von Bürgerbeteiligung, Eigeninitiative und Kooperationsbereitschaft geprägte Methodik der Umsetzung.

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Die Durchführung des Europäischen Dorferneuerungspreises 2012 wurde unter anderen durch Raiffeisen, Novomatic, Siemens und die Wirtschaftskammer Österreich unterstützt.