Rural Development: Good practice met best practice

Juni 2007

Ergebnisse einer Evaluierung des Wettbewerbes um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006

Um aus Fehlern zu lernen, um Ideen und Anregungen für neue Aktivitäten zu finden und um die Eindrücke der Teilnehmer festzuhalten, unternahm die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung den Versuch einer Evaluierung des Wettbewerbes um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006.

Neben Fragebögen, die an alle Teilnehmer an den von der Europäischen Union, GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, geförderten Veranstaltungen in Ummendorf (im Rahmen der Preisverleihung) ausgegeben wurden, stand dabei eine Befragung der Repräsentanten der teilnehmenden Orte mehrere Monate nach Abschluss der Aktion im Vordergrund. Dieser späte Zeitpunkt sollte verhindern, dass nur emotional geantwortet wird. Er sollte aber auch Zeit dafür geben, längerfristige Auswirkungen zu erkennen und eventuell gewonnene Projektideen zu realisieren.

Inhaltlich ging es darum zu eruieren,  inwieweit die Maßnahme auf das qualitative Niveau und die Zahl der Entwicklungsmaßnahmen Einfluss genommen hat und inwieweit durch Workshops, Referate, Erfahrungsaustausch, Exkursionen, Ausstellung, Dokumentationsband und das Kennenlernen anderer Projekte ländlicher Entwicklung ein Mehr an Wissen, Sensibilisierung und Motivation betreffend Bedeutung und Intentionen der Gemeinsamen Agrarpolitik gewonnen werden konnte. Außerdem wurde nachgefragt, ob es Bestrebungen und Aktivitäten zu einem längerfristigen Erfahrungsaustausch bzw. zu Kooperationen mit einzelnen oder mehreren im Rahmen der Maßnahme präsentierten Gemeinden gibt.

Folgende Fragen wurden gestellt:

1. Nahm die Maßnahme Einfluss auf das Geschehen in Ihrem Dorf/ Ihrer Gemeinde/ Ihrer Region? Falls ja, in welcher Form (Qualität,  Inhalte, Methoden …)?

2. Wurden Sie zu neuen Projekten angeregt? Falls ja, welcher Art?

3. Gibt es in Ihrem Dorf/ Ihrer Gemeinde/ Ihrer Region Bestrebungen zu einem längerfristigen Erfahrungsaustausch bzw. zu Kooperationen mit einzelnen oder mehreren im Rahmen der Maßnahme präsentierten Gemeinden?

4. Trug die Maßnahme dazu bei, Ihr Verständnis für die ländliche Entwicklung als wesentlicher Bestandteil der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union zu vertiefen?

5. Welche Veranstaltungen sollte die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung in nächster Zeit durchführen, um die im Rahmen der Maßnahme gewonnenen Eindrücke, Informationen und Erfahrungen zu vertiefen und zu verbreitern?

Die Rücklaufquote (14 von 30) wird als durchaus zufrieden stellend eingeschätzt, auch die geografische Streuung – Niederlande, Slowakei, Italien, Luxemburg, Slowenien, Ungarn, Belgien, mehrere deutsche Länder und mehrere österreichische Bundesländer – ist positiv zu sehen.
Besonders beeindruckt und gestärkt sind wir aber von der Qualität und der Substanz der Antworten, die dem Wettbewerb inklusive begleitender Veranstaltungen in vielfacher Hinsicht ein äußerst positives Zeugnis ausstellen. Dies umso mehr, da wir wissen, dass viele Fragebögen nicht von einer Person ausgefüllt wurden, sondern mehrfach das Ergebnis vorausgegangener Besprechungen, Diskussionen und Meinungsbildungsprozesse sind.

Die Ergebnisse im Detail:

Fragen 1 und 2:

  • Man fühlt sich bestärkt und auf dem richtigen Weg,
  • ermutigt, da Beispiele zeigen, dass auch Kleine Großes zu bewegen vermögen
  • gewinnt neue Sicht der EU als „Regionalisiererin“, der die Vielfalt etwas wert ist,
  • wird zu mehr Bürgerbeteiligung, Innenentwicklung, Stärkung des sozialen Gefüges,
  • zur Erstellung eines Gemeindegrenzen überschreitenden ILE-Projektes, zu neuen Leader-Projekten,angeregt,
  • übernimmt Führungsrolle und Vorbildfunktion für die Umgebung,
  • wird von den Medien und der Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen,
  • schenkt der regionalen Wertschöpfung mittels regionaler Produkte und Tourismus mehr Aufmerksamkeit,
  • beschäftigt sich verstärkt mit alternativen Energien (Biogas, Fernwärme),  mit Wirtschaft, Umwelt und Verkehr,
  • ist bereits dabei, das kulturelle Erbe zu bewahren und
  • meint einander innerhalb der eigenen Region durch die gemeinsame Zeit in Ummendorf näher gekommen zu sein.

Frage 3:

  • Man wird verstärkt von anderen Kommunen (auch weiter entfernten, in Nachbarländern) kontaktiert,
  • geht neue, längerfristige Partnerschaften mit Gemeinden in verschiedenen Ländern ein,
  • wendet sich den umliegenden Gemeinden zu
  • oder konzentriert sich auf bestehende Partnerschaften,
  • will sich Anregungen und Unterstützung bei besonders erfolgreichen Wettbewerbsteilnehmern holen,
  • möchte verstärkt im Leader-Netzwerk präsent und aktiv sein,
  • fühlt sich aber mancherorts von den eigenen Aufgaben mehr als ausgelastet und tendiert daher zu Erfahrungsaustausch statt Kooperation.

Insgesamt scheinen die Kommunen und Regionen dem europaweiten Erfahrungsaustausch, allem voran durch das Kennenlernen von Best-Practice-Beispielen und deren Trägern, große Bedeutung hinsichtlich ihrer Information, Animation und Motivation beizumessen. Tatsächliche Kooperationen geht man aber im Hinblick auf Effizienz, Bedarfslage und nicht zuletzt auch (Zeit-)Ökonomie eher in der näheren Umgebung, mit Nachbargemeinden, in einer LAG ein.

Frage 4:

  • Man hat erkannt, dass man mit seiner umfassenden Erneuerung ganz  im Sinne der  GAP handelt,
  • fühlt sich bestärkt, dass im Sinne der GAP nicht nur die Produktion, sondern auch soziokulturelle, ökologische, volkswirtschaftliche Leistungen Unterstützung erfahren,
  • bildet einen Arbeitskreis, um entsprechende Informationen weiter zu transportieren,
  • will noch mehr darüber erfahren,
  • antwortet einfach mit ja,
  • empfindet sein bereits ausgeprägtes Wissen über die GAP als gestärkt und geschärft,
  • wird wesentliche Elemente der ländlichen Entwicklung in Regionalentwicklungspläne einfließen lassen und
  • meint auch, dass die Information noch nicht ausreicht.

Frage 5:

  • Die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung sollte noch mehr in dieser Richtung arbeiten, Überzeugungsarbeit auch auf Ebenen leisten, die noch nicht von der gesamthaften Entwicklung des ländlichen Raumes berührt sind (nationale Stellen)
  • müsste die Kontakte mit den teilnehmenden Gemeinden langfristig aufrecht erhalten,
  • sollte Veranstaltungen zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch auch mit anderen Dörfern, früheren Teilnehmern, in unterschiedlichen Ländern anbieten,
  • sollte die nationalen Regierungen dazu ermuntern, sich ihrer auch finanziellen Verantwortung für die ländlichen Räume, für die Dörfer verstärkt zu stellen
  • Durchführung von zeitökonomischen und preisgünstigen Exkursionen zu Erfolgsprojekten,
  • Abhaltung von Fachkongressen zu aktuellen, im Rahmen derartiger Befragungen eruierter Themenschwerpunkte mit Darstellung unterschiedlicher Lösungsansätze in naturräumlich und ökonomisch unterschiedlichen Regionen; dabei wird als Zeichen der Wertschätzung die Präsenz höchster EU-Funktionäre/Beamter (KommissarIn) erwartet,
  • Aufzeigen von erfolgreichen Beispielen und Darstellung ihrer Realisierung durch und mit Hilfe der Politik der Europäischen Union,
  • Sollte sich dem Thema „Globalisierung versus ländlicher Raum“ in Zusammenhang mit der EU-Agrarpolitik widmen
  • Sollte gute Beispiele „vor den Vorhang“ bitten und
  • Sich bemühen, verstärkt auch Gemeinden, die nicht in den Wettbewerb involviert sind, nicht an der Maßnahme direkt beteiligt sind, den Zugang zu den gebotenen und erworbenen Informationen zu ermöglichen
  • Setzen von Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung kommunaler Entscheidungsträger.

Abschließend wurden die Gemeinden gebeten, gegebenenfalls ein generelles Resumée zu geben, was einige auch getan haben. Sie werden nachfolgend im Originalwortlaut wiedergegeben:

“Beim Wettbewerb zum Europäischen Dorferneuerungspreis 2006 war Schwarzach „Sieganwärter“ und erhielt das Prädikat „Europäischer Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“. Diese Auszeichnung hat für Schwarzach sehr große Bedeutung, weil damit viele Jahre Entwicklungsarbeit und ein jahrzehntelanges Bemühen um ein attraktives Dorf, in dem man gerne wohnt und arbeitet, gewürdigt wurden.
Die Erarbeitung der Bewerbungsunterlagen führte uns in der Gemeinde nochmals in diese Bemühungen der Vergangenheit und zeigte uns aus heutiger Sicht, dass die beschrittenen Wege die richtigen waren. Viele kleine Projekte erhielten in der Gesamtüberschau einen neuen Stellenwert und zeigten, wie aus Mosaiksteinen ein durchaus bedeutungsvolles Bild werden kann, das auch gut ist für eine europaweite Auszeichnung.
Die Teilnahme unseres Gemeindevorstandes an der Verleihungszeremonie in Ummendorf/Sachsen-Anhalt, die damit verbundene Projektausstellung, die Workshops, Informationen und Exkursionen haben uns Wissen um die vielen Möglichkeiten anderer zukunftsorientierter Gemeinden vermittelt. Vor allem profitierten wir von Beispielen des Sozialwesens und der Förderung von Dorfgemeinschaften, wofür die Gastlichkeit und das Engagement der Ummendorfer selbst das schönste Beispiel war.”

“Die Beteiligung am Wettbewerb zum Europäischen Dorferneuerungspreis 2006 hat uns viele neue Perspektiven eröffnet. Die Besinnung der Orte auf die je eigenen Kräfte und Ausgangsvoraussetzungen können dargestellt, gebündelt und präsentiert werden. Besonders wichtig ist die länderübergreifende gemeinsame Vertretung der Interessen des ländlichen Raums gegenüber den politischen Entscheidungsträgern in den Hauptstädten, die sehr häufig eine größere Affinität zu den Metropolen darstellen.”

„Mit der Teilnahme am Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006 hatten die Bürgerinnen und Bürgern des Bohnentales die Möglichkeit ihre bisherige Arbeit der internationalen Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Teilnahme an der Preisverleihung in Ummendorf war für unsere Delegation eine tolle Erfahrung, die uns ermutigt auf dem eingeschlagenen Weg weiter zu machen.“

„,Wandel als Chance’ ist ein hervorragender Impulsgeber und Leitfaden für unsere Gemeindeentwicklung.“

Ergänzend bzw. alternativ zu den Fragebögen haben einige Gemeinden und Teilnehmer ihre Eindrücke „formlos“ in Briefen und Mails zum Ausdruck gebracht. Sie bestärken uns in reichem Maße darin, den Weg der Informationsverbreitung und Bewusstseinsbildung über Best-Practice-Beispiele und Erfahrungsaustausch gepaart mit einem hohen Maß an Emotionen fortzusetzen.