Stadtschlaining, Burgenland, Österreich, von internationaler, interdisziplinärer Jury zum Sieger im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2022 unter dem Motto „Brücken bauen“ gekürt; außergewöhnlich hohes Niveau der 21 Einreichungen; fast zur Gänze neue Jury läutet neue Ära der Bewertung ein und legt besonderen Wert auf Methodik, Strategien und zurückgelegten Entwicklungsweg; Preisverleihung im Mai 2023 im Hofheimer Land in Bayern.

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2022 ist entschieden: Eine interdisziplinäre internationale Jury hat dieser Tage nach einer um­fassenden Begutachtung vor Ort bei der abschließenden Bewertungssitzung in München die Gemeinde Stadtschlaining, zum Sieger gekürt.

„Alleinstellungsmerkmal und herausragende Charakteristik von Stadtschlaining sind der Umgang mit dem Thema des friedlichen und wertschätzenden Miteinanders. Inspiriert von dem als ,Friedensburg‘ national und international bekannten Seminar- und Studienzentrum ziehen sich die Themenfelder Friedenskultur und positive Konfliktbewältigung sowie Integration und Inklusion wie ein roter Faden durch sämtliche Bereiche des Entwicklungsprozesses und der umgesetzten Maßnahmen in Stadtschlaining“, heißt es unter anderem in der Beurteilung der Bewertungskommission. Die im Bezirk Oberwart gelegene Stadtgemeinde Stadtschlaining mit ihren fünf Ortsteilen zeichnet sich durch einen ganzheitlichen, verschiedenste Bereiche umfassenden Erneuerungsprozess aus, der durch eine Vielzahl von miteinander verzahnten Projekten und Maßnahmen besticht und in besonderer Weise dem diesjährigen Wettbewerbsmotto „Brücken bauen“ gerecht wird. Herausragend sind neben den unzähligen Sozialprojekten auch der vorbildliche Umgang mit wertvoller historischer Bausubstanz, der sich in mehreren gelungenen Sanierungs- und Revitalisierungsprojekten manifestiert, die gezielte Beseitigung von Leerständen, eine Reihe von Maßnahmen im Bereich des Klima-, Natur-, Ressourcen- und Umweltschutzes, Kunst- und Kulturinitiativen sowie Projekte zur kontinuierlichen Verbesserung der Nahversorgung und der Lebensqualität der BewohnerInnen im Allgemeinen.

Fast vollständig neu besetzte Jury läutet neue Bewertungs-Ära ein

Neben Stadtschlaining haben es noch fünf weitere Teilnehmer in die Kategorie „Gold“ geschafft, die jene Orte umfasst, die sich durch eine ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfent­wicklung von herausragender Qualität auszeichnen. An neun Teilnehmer wird ein Euro­päischer Dorferneuerungspreis in Silber verliehen, sechs werden in Bronze bewertet, kein Teilnehmer muss sich mit einer „lobenden Anerkennung“ begnügen.

Die 20-köpfige Jury mit ExpertInnen aus mehreren europäischen Ländern zeigte sich begeistert angesichts des extrem hohen Niveaus der Einreichungen, es würden aus den verschiedenen Ländern und Regionen faktisch überhaupt nur noch absolut herausragende Top-Projekte für den Europäischen Dorferneuerungspreis eingereicht werden, die sich allesamt in ausgesprochen zukunftsweisenden Entwicklungsprozessen befinden – eine erfreuliche Tatsache, die allerdings dazu führt, dass schon minimalste Mängel oder ein einziges, nur durchschnittlich realisiertes Projekt zwischen „Gold“ und „Silber“ entscheiden kann. „Noch vor wenigen Jahren wären fast alle diesjährigen Teilnehmer in die höchste Kategorie eingeordnet worden, weshalb es auch kaum möglich ist, Vergleiche mit der Bewertung von Dörfern oder Gemeinden anzustellen, die bei früheren Wettbewerben evaluiert wurden“, erläutert Theres Friewald-Hofbauer, Geschäfsführerin der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, die den Europäischen Dorferneuerungs­preis seit 1990 im Zwei-Jahresrhythmus durchführt.

Die Jury, deren Mitglieder zu einem Gutteil heuer erstmals diese Aufgabe wahrgenommen haben, legte bei der Bewertung darüber hinaus einen besonderen Fokus auf den Prozess als solchen, beschäftigte sich ausgiebig mit den Startbedingungen eines Gemeinwesens und der unter diesen Vorzeichen erfolgten Entwicklung, legte einen noch größeren Wert auf Strategien, Methodik, die Qualität der BürgerInnenbeteiligung und das Zusammenspiel der verschiedenen AkteurInnen in den teilnehmenden Dörfern und Gemeinden.

Die Preisverleihung, die den Höhepunkt einer mehrtägigen Veranstaltung mit Exkursionen, Ausstellungen und kulturellen Begegnungen bildet und ein großes europäisches Fest sein wird, findet im Mai 2023 in der Siegergemeinde des vergangenen Wettbewerbes, nämlich in der Gemeindeallianz Hofheimer Land in Bayern, Deutschland, statt.

Tief betroffen haben wir davon Kenntnis erhalten, dass Ing. Ivoná Cimermanová am 8. Dezember 2022 im Alter von 59 Jahren viel zu früh für immer von uns gegangen ist. 

Ivoná hat von 2008 bis 2012 als stellvertretende Vorsitzende dem Präsidium der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung angehört und wirkte darüber hinaus von 2008 bis 2014 als Repräsentantin der Slowakei in der Jury um den Europäischen Dorferneuerungspreis mit. Besonders hervorheben möchte ich ihre wertvollen Beiträge zur Erstellung des Leitbildes der ARGE und zur Weiterentwicklung des Europäischen Dorferneuerungswettbewerbes, wodurch sie die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung ganz wesentlich mitgeprägt hat. 

Rund 25 an der kommunalen und regionalen Entwicklung Interessierte aus mehreren Staaten und Regionen folgten Mitte September der Einladung der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung zur diesjährigen Studienfahrt, die unter dem Motto „Voneinander lernen, Europa miteinander entwickeln“ stand und ins Dreiländereck Kärnten (AT), Friaul-Julisch Venetien (IT) und Slowenien führte.

Auf dem Programm standen Gemeinden und Projekte, die zukunftsweisende Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit, insbesondere den Klima-, den Struktur- und den demografischen Wandel, zu geben versuchen. So etwa lernten die TeilnehmerInnen unter anderem das erneuerbare Energiekonzept der Kärntner Gemeinde Kötschach-Mauthen kennen, wurden in Kärnten wie auch in der 2020 mit einem Europäischen Dorferneuerungspreis in Gold ausgezeichneten slowenischen Gemeinde Brda über die Produktion und Veredelung hoch- und höchstwertiger landwirtschaftlicher Produkte informiert und in allen drei Regionen des Dreiländerecks mit erfolgreichen Projekten zu einem sanften und nachhaltigen Tourismus bekannt gemacht.

Die Studienfahrt 2022 wurde in Kooperation mit dem Land Kärnten und dem Ministerium für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Ernährung der Republik Slowenien organisiert.


Die Gemeindeallianz Hofheimer Land e. V. gewinnt den 16. Europäischen Dorferneue­rungspreis, der von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung unter dem Motto „Lokale Antworten auf globale Herausforderungen“ ausgetragen wurde. Rund 600 Menschen aus ganz Europa wohnten der stimmungsvollen Preis­verleihung in der oberösterreichischen Gemeinde Hinterstoder, die den vorangegangenen Wettbewerb 2018 für sich entschieden hatte,  bei – unter ihnen die Landeshauptleute Thomas Stelzer (Oberösterreich) und Johanna Mikl-Leitner (Niederösterreich), die wenige Stunden vorher zur neuen Vorsitzenden der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung gewählt worden war und in dieser Funktion die Nachfolge von Landeshauptmann a.D. Erwin Pröll antrat, der – wie zahlreiche andere nationale und internationale Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung – ebenfalls unter den Gästen weilte. Der Festakt war in ein buntes Rahmenprogramm eingebettet, das sich vom 12. bis 14. Mai 2022 über drei Tage erstreckte und bei dem sich sowohl die Gastgeber als auch die 26 Wettbewerbsteilnehmer auf vielfältige Weise präsentierten und begegneten.

Das Motto des 16. Europäischen Dorferneuerungspreises „Lokale Antworten auf globale Heraus­forde­­rungen“ trug der Tatsache Rechnung, dass auch die kleinsten Siedlungen mit überregionalen, kontinentalen und vielfach auch weltweiten Entwicklungen konfrontiert sind, wie nicht zuletzt auch die prägenden Geschehnisse der vergangenen zwei Jahre auf dramatische Weise deutlich gemacht haben. „Ob Klimawandel, Ressourcenverknappung, Lücken in den Versorgungsketten, gesellschaft­liche Spaltungen, demografische Veränderungen oder digitale Transformation – es braucht immer auch lokale und regionale Antworten, um diese großen Herausforderungen bewältigen zu können. Unser Wettbewerb stellt daher jene Dörfer und Gemeinden in die Auslage, die mit Visionen, Koope­ra­tionen und ehrenamtlichem Engagement ans Werk gehen“, erklärte Niederösterreichs Landeshaupt­frau Johanna Mikl-Leitner beim Festakt zur Preisverleihung in der Hösshalle im oberösterreichischen Hinterstoder. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner war unmittelbar vor der Preisverleihung von der Vollversammlung der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung zu deren Vorsitzenden gewählt worden und folgt in dieser Funktion Landeshauptmann a.D. Erwin Pröll nach, der zum „Ehrenvorsitzenden“ ernannt wurde.

„Der Dorferneuerungspreis ist ein starkes Zeichen dafür, wieviel Kreativität, Innovation und gemeinsame Schaffenskraft in unseren Gemeinden steckt. All jene Dörfer, Gemeinden und Regionen, die den Preis durch ihre Teilnahme mitgeprägt haben, heben das beeindruckend hervor. Durch Eigeninitiative und das große Engagement der Landsleute vor Ort kann die Lebensqualität weiter gehoben, die regionale Identität gestärkt und unsere Heimat bestmöglich bewahrt werden“, betonte der Landeshauptmann des Gastgeberlandes Oberösterreich, Thomas Stelzer. Gemeinsam mit Hinterstoders Bürgermeister Klaus Aitzetmüller verkündete er im Anschluss an sein Grußwort den Beschluss des Gemeinderates, Bürgermeister a.D. Helmut Wallner die Ehrenbürgerschaft zu verleihen.

Dank einer beeindruckenden und berührenden Präsentation mit Fotos über Land, Leute und Projekte in den Wettbewerbsgemeinden sowie mehrerer künstlerischer Darbietungen, allem voran die von Countertenor Alois Mühlbacher großartig und mitreißend gesungene „Ode an die Freude“, gestaltete sich der Festakt, der in vielen Dörfern von Tausenden Daheimgebliebenen via Livestream beim Public Viewing verfolgt wurde, nicht nur als eine informative, sondern auch als eine sehr stimmungsvolle Leistungsschau der „Champions League“ der europäischen Dorferneuerung.  Dorfführungen, Besichtigungen, ein Open Space mit den WettbewerbsjurorInnen, eine Aus­stellung der Wettbewerbsprojekte mit Verkostungen regionaler Produkte und ein buntes kulturelles Programm, das von Gastgebern und Gästen gemeinsam gestaltet wurde, ließen Hinterstoder zum Schauplatz für ein grandioses dreitägiges Fest der Begegnung werden, bei dem Europa nicht als abstraktes Gebilde, sondern als vielfältige, pulsierende Gemeinschaft erlebt wurde.

Sieger Hofheimer Land überzeugt auf allen Ebenen

Die siegreiche Gemeindeallianz Hofheimer Land e.V. konnte dank eines konsequent umgesetzten, umfassenden Erneuerungsprozesses, der sich in einer Vielzahl großer und kleinerer Projekte von höchster Qualität manifestiert hat, die Trendwende von einem strukturschwachen Abwanderungs- und Leerstandsraum hin zu einem vitalen und prosperierenden Zukunftsraum schaffen. In der Begründung der Jury werden dabei insbesondere der mutige und fruchtbringende Zusammenschluss von vier Gemeinden, zwei Marktgemeinden und einer Stadt zu einer Allianz, die nachhaltige Ortskernrevitalisierung sowie die vorbildliche Partizipationskultur als Basis für eine Fülle an Maßnahmen zur Hebung der Lebensqualität der BewohnerInnen genannt.

Enorm hohe Qualität aller Teilnehmer und Sonderpreis für Hochwasser-Gemeinde

Neben dem Hofheimer Land wurden noch sieben weitere Teilnehmer mit einem „Europäischen Dorferneuerungs­preis in Gold“ ausgezeichnet. An ebenfalls sieben Teilnehmer wurde ein „Euro­päischer Dorferneuerungspreis in Silber“, an zehn Teilnehmer ein „Euro­päischer Dorferneuerungs­­preis in Bronze“ verliehen. Aufgrund der ungewöhnlich hohen Qualität der 26 Einreichungen wurde keine „Lobende Anerkennung besonderer Leistungen“ vergeben.

Der Teilnehmer aus dem deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz, die Dörfergemeinschaft Dernau, Mayschoss und Rech, die im Juli 2021 von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht wurde, das vielen Menschen das Leben kostete und große Teile der gut ausgebauten Infra­struktur sowie attraktive Straßenbilder mit qualitätvoll renovierten und umfunktionierten Altbaubeständen und zeitgemäßer Architektur zerstörte, wurde wenige Monate vor der Katastrophe von einem Jury-Team besichtigt. Dabei beeindruckten die Dörfer nicht nur mit der äußeren Escheinung, sondern auch mit einem beispielhaften sozialen Zusammenhalt, einem vom Miteinander geprägten Engagement und einer außerordentlichen Innovationskraft, die sie nun in der Phase des Wiederaufbaus noch verstärkt zum Einsatz bringen. Als Ausdruck der Anteilnahme, der Wertschätzung und des Glaubens an die Erneuerungskraft der Menschen in Dernau, Mayschoss und Rech wurde der Dörfergemeinschaft ein „Sonderpreis zur Ermutigung“ verliehen.

Für alle, die die Preisverleihung zum Europäischen Dorferneuerungspreis 2020 am 13. Mai 2022 in Hinterstoder (noch einmal) sehen wollen: https://www.youtube.com/watch?v=4oAVy4BTgbU

Der Wettbewerb um den 17. Europäischen Dorferneuerungspreis ist geleitet von der Intention, besonders herausragende und beispielhafte Entwicklungs- und Erneuerungs­prozesse in ländlichen Gemeinwesen „vor den Vorhang“ zu bitten und – unter Berück­sichtigung der jeweiligen Ausgangsbedingungen, des ökonomischen und sozio-kulturellen Kontextes sowie der länderspezifischen Standards, Besonderheiten und Möglichkeiten – zu prämieren.

Vorrangiges Kriterium ist, dass die gesetzten Maßnahmen gemäß dem „Leitbild der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung für eine nachhaltige Entwicklung europäischer Dörfer und Landgemeinden“ zu einer Stärkung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume und zu einer Hebung der Lebensqualität der DorfbewohnerInnen beitragen.

Der Wettbewerb forciert daher jene ländlichen Gemeinwesen,

  • die sich den aktuellen Herausforderungen ihres Lebensraumes mit nachhaltigen, innovativen und zeitgemäßen Projekten stellen und ganzheitliche Entwicklungsprozesse in Gang gebracht haben;
  • die eine Einbindung aller Bevölkerungsgruppen in das örtliche Geschehen verfolgen und auf diese Weise unterschiedliche Perspektiven, weitere Horizonte und vielfältigere Ideen gewinnen;
  • die sich des Wertes und der Notwendigkeit von Kooperationen bewusst sind und demgemäß auf Netzwerke sowie interkommunale und regionale Zusammenschlüsse setzen.

Das Wettbewerbsmotto „Brücken bauen“ trägt der Tatsache Rechnung, dass der Umgang mit den großen Herausforderungen unserer Zeit, seien es nun Klimawandel, Ressourcenknappheit, digitale Transformation oder Pandemie, enormes Konflikt­potenzial besitzt und die Gesellschaft tief zu spalten droht. In Europas Dörfern kommt als weiteres Spannungsfeld hinzu, dass ihre Bevölkerung zunehmend heterogener wird, was zu unterschiedlichen, oft auch gegensätzlichen Ansprüchen an ihren Lebensraum führt.

Das Motto soll ein Signal dafür sein, Wege zu beschreiten, die zueinander führen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Demgemäß wirft es einen besonderen Fokus auf jene Gemeinwesen, die den Dialog fördern, das Verbindende suchen und sozial, ökonomisch und ökologisch verträgliche Lösungen für die mannigfachen Aufgaben finden, die ihnen unsere Zeit und ihr spezifischer Raum stellen.